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(135) Erfolge gegen die Vandalen, Probleme mit den Persern

Wir wollen nun ein wenig auf die Außenpolitik Justinians blicken. Seine Erfolge hatte er im Wesentlichen im Westen. Ein bisschen wissen wir ja schon. Die Eroberung des Vandalenreiches und die Gotenkriege in Italien sind uns noch gut in Erinnerung.

 

Schwierigkeiten im Osten

In der Anfangszeit seiner Herrschaft befand sich Justinian ja im Krieg mit den Persern. Durch den Nika-Aufstand Anfang 532 war er quasi zu einem eher ungünstigen Friedensschluss mit den Persern gezwungen. Konstantinopel musste eroberte Festungen zurückgeben und sich zu Tributzahlungen verpflichten. Das hatten die Kaiser die letzten 50 Jahre strikt abgelehnt. Justinian sagte es zu, um endlich ein wenig Ruhe einkehren zu lassen. Er wird in dieser Zeit jeden Morgen seinen Thron untersucht haben, ob noch alle vier Beine vorhanden waren. Er wackelte bedenklich. Es gebrauchte positive Ergebnisse, um die Herrschaft zu sichern.

 

Erfolg in Nordafrika

Da machten Botschaften aus Afrika Mut. Zwar hatte dort zunächst der mit Justinian verbündete Vandalenherrscher Hilderich Schwierigkeiten mit den Berbern gehabt und eine Reihe von Niederlagen einstecken müssen. Nach einer verlorenen Schlacht hatte dann sogar sein Cousin Gelimer geputscht und am 19. Mai 530 den Thron bestiegen. Eine Reihe von pro-katholischen Maßnahmen Hilderichs waren zurückgenommen worden.

 

Nun hatte sich im Osten des Vandalenreiches, im heutigen Libyen, ein Herr Pudentius (um 530) gegen die Herrschaft Gelimers erhoben. In dieser Gegend lebten wenig Vandalen, so dass er schnell Erfolg erzielte. Er schrieb nach Konstantinopel, man möge ihn und die Provinz Tripolitanien doch bitte wieder in das Römische Reich aufnehmen. Auch aus Sardinien kamen ähnliche Botschaften. Dort verkündete Godas (gest. 533), der örtliche Statthalter, seine Unabhängigkeit von den Vandalen.

 

Gelimer geriet zunehmend unter Druck und Justinian wollte dies ausnutzen. Er schickte Belisar mit etwa 15.000 Mann gen Westen. Der stach Mitte Juni 533 in See. Ein Stopover gab es in Sizilien, wo die Ostgoten der römischen Flotte Ankerrechte gewährt hatten. Wir können daraus lernen, dass der Plan bei Justinian schon etwas länger im Kopf herumgegeistert haben muss. Die Vorbereitungen wie Zusammenstellen der Flotte und Verhandlungen mit Ravenna gingen in den Zeiten ohne Telefon, Mail und Flugzeug ja nicht von heute auf morgen.

 

Als Belisar mit seiner Flotte Sizilien erreicht hatte, wurde ihm zu seiner Freude berichtet, dass Gelimer nicht mit einem Angriff rechnete. Die vandalische Flotte war nach Sardinien unterwegs, um Godas zur Ordnung zu rufen. Belisar erkannte die Möglichkeiten und griff als Mann der Tat beherzt zu. Ursprünglich war das Ziel seiner Expedition, den romfreundlichen Hilderich wieder auf den Thron zu setzen, nun bot sich eine viel größere Chance. Er erinnerte die Katastrophe, die Basiliskos 468 gegen Geiserich erfahren musste, als die römische Flotte durch Brander zerstört worden war. So landete er in einiger Entfernung an und zog über Land gen Karthago.

 

Gelimers meinte, mit einer schnellen Ermordung Hilderichs die Gefahr bannen zu können. Belisar hatte die Wiedereinsetzung von Hilderich als einzigen Grund für seinen Kriegszug angegeben, das war dann ja nun hinfällig. Sehr kurz gedacht von dem lieben Gelimer. Ihm musste doch eigentlich klar gewesen sein, dass Sagen und Tun in der Politik nicht immer hundertprozentig beieinanderliegen. Er war sicher nicht die hellste Kerze auf der Torte der Vandalen.

 

Belisar achtete bei seinem Marsch auf Karthago sehr darauf, die Bevölkerung nicht durch Plünderungen gegen die Römer aufzubringen. Er wollte die Provinzen ja wieder in das Reich eingliedern, da gebrauchte es Einwohner, die das mitmachten.

 

Bei Ad Decimum, zehn Meilen, das sind etwa 15 Kilometer vor Karthago, kam es dann am 13. September 533 zur Schlacht. Gelimers Taktik war eigentlich ganz schlau. Er wollte die vorrückenden Römer zwischen der Lagune von Tunis und drei Teilen seiner Armee einkesseln. Sein Bruder Ammatas (gest. 533) sollte von Karthago kommend den Vormarsch von vorne abblocken, von hinten würde Gelimer selbst mit dem Hauptteil des Heeres angreifen und die Flanke sollte sein Neffe Gibimund (gest. 533) mit 2.000 Mann absichern. Auf der anderen Flankenseite würde die Lagune jegliche Ausweichmöglichkeit verhindern. Der Plan war gut, allein er funktionierte nicht.

 

Mangelndes Timing und eine unzureichende Abstimmung zwischen den Einheiten zerstörten die Siegchancen der Vandalen. Die römischen Truppen konnten zunächst Ammatas töten und seine Truppen in die Flucht schlagen. Als Nächstes scheiterte Gibimund trotz zahlenmäßiger Überlegenheit mit seinem Flankenangriff. Er wurde angeblich von einem Trupp von Massageten zurückgeschlagen. Die Massageten waren eigentlich ein iranisches Reitervolk, wir haben es gut eintausend Jahre zuvor zu Zeiten von Kyros II. kurz erwähnt. Damals siedelte es zwischen dem Aralsee und dem Kaspischen Meer und konnte sich gegen die Expansion der Perser erfolgreich zur Wehr setzen. Nun war vielleicht eine Einheit dieses Volkes Teil von Belisars Expeditionskorps und trug wesentlich zum Sieg über die Vandalen bei Ad Decimum bei. Die Vernetzung der Welt ist keine moderne Erfindung.

 

Der Sieg Belisars war allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. Die dritte vandalische Heeresgruppe unter Gelimer hatte nämlich zunächst Erfolg und konnte Belisars Truppen zurückdrängen. Letztlich fehlte Gelimar aber die Konsequenz im Handeln. Die Nachricht vom Tod seines Bruders, die ihn zwischenzeitlich erreichte, steigerte die Zuversicht des vandalischen Königs auch nicht wirklich, so dass es Belisar schließlich gelang, auch den dritten Teil der vandalischen Armee zu schlagen. Zwei Tage später, es war der 15. September 533, konnte er es sich in Karthago bequem machen.

 

Gelimer sammelte zwar noch einmal seine Truppen, insbesondere die zurückbeorderte Sardinienexpedition war eine Verstärkung. Zwei Monate nach der ersten Niederlage unterlag er am 15. Dezember 533 jedoch erneut. Wieder war er nervenschwach und gab die Schlacht verloren, nachdem ein Bruder von ihm, diesmal Tzazon (gest. 533), gefallen war. Über seinen Rückzug auf den Berg Papua und seine Kapitulation 534 wissen wir bereits Bescheid.

 

Belisar fuhr mit Gelimer nach Konstantinopel, musste aufgrund seines Erfolges ein wenig drauf achten, dass keine Zweifel an seiner Loyalität zum Kaiser aufkamen. Dies gelang. Er bekam einen schönen Triumphzug, Gelimer immerhin ein Landgut in Kleinasien. Da kennen wir auch andere Geschichten, wie man mit Besiegten umgehen kann. Justinian fühlte sich 534 richtig gut. Die persische Gefahr war – wenn auch zu einem hohen Preis – eingedämmt, der Nika-Aufstand niedergeschlagen, die Gesetzessammlung veröffentlicht und das Vandalenreich, der Schrecken des Mittelmeers, existierte nicht mehr. Es lief für den Kaiser.

 

Die Erfolgssträhne blieb kurz. Die ab 536 eintretende Klimaverschlechterung und die ab 541 wütende Pest schmälerten die Freude deutlich. Unter diesen Vorzeichen war Kriegsführung schwierig. Das galt für die Gotenkriege wie für den Konflikt mit den Persern. Da war ein "ewiger Friede" schon hilfreich. Schauen wir, wie es dazu kam.

 

Acht Jahre Ewigkeit

Den Krieg mit den Persern hatte Justinian ja von seinem Onkel Justin I. geerbt. Wir erinnern die Geschichte rund um die Taufe des lazischen Königs Tzath und der Ablehnung Justins, Pate des persischen Thronfolgers Chosrau zu werden.

 

Als Justin starb, konzentrierten sich die Auseinandersetzungen auf Armenien. Insgesamt gab es im Osten neben der armenischen Flanke im Norden auch eine im Süden, wo die Araber hie und da Stress bereiteten. Zwischen beiden Krisenregionen lag mit dem persischen Reich der starke Gegner der letzten Jahrhunderte. Nicht allein in Armenien, an allen Ecken brodelte es. Brände (525) und Erdbeben (526 und 528) suchten Antiochia in Syrien, aber auch andere Städte heim. Viele hielten dies für ein Zeichen des Unwillen Gottes, was dann auch als Schwäche des Kaisers von Gottes Gnaden interpretiert wurde. Auf den Aufstand der Samaritaner in Palästina im Jahr 529 haben wir bereits hingewiesen.

 

Die mit den Persern verbündeten Araber vom Stamm der Lachmiden drangen von ihrem Siedlungsgebiet auf der arabischen Halbinsel nahe des heutigen Irak bis Antiochia vor und konnten, so die Berichte, 400 Jungfrauen entführen und anschließend opfern. Es macht sie uns nicht sympathischer. Aber damals wie heute kann man sich nicht immer aussuchen, mit wem man zu tun hat. Die Lachmiden waren zumindest eine nicht zu unterschätzende Regionalmacht, deren Einflussgebiet zu Hochzeiten die gesamte Südküste des persischen Golfes umfasste und teilweise bis nach Medina gereicht haben soll.

 

Das Oströmische Reich war also durchaus geschwächt und dies wollte Kavadh I. ausnutzen. 530 und 531 kam es zu groß angelegten Offensiven Richtung Westen. Zwar gab es 530 bei Dara einen römischen Sieg, den wir dem damals noch jungen, uns aber bereits hinlänglich bekannten, Belisar zurechnen können. Im Folgejahr unterlag er dann allerdings bei Kallinikon, dem heutigen syrischen ar-Raqqa. Justinian war gezwungen, ihn zu entlassen. Wir erinnern seine zu dieser Zeit sehr angespannte innenpolitische Lage.

 

Belisars Kollege und Nachfolger Sittas konnte dann immerhin den persischen Vormarsch stoppen. Beide Seiten sahen ein, dass sie sich in einer strategischen Patt-Situation befanden und suchten Verhandlungen. Bei den Persern war der Tod Kavadhs ein wesentlicher Grund. Sein Sohn und Nachfolger Chosrau I. hatte erst einmal zu Hause genug zu tun, seine Herrschaft gegenüber seinen beiden älteren Brüdern, Kawus (492 bis 533) und Zamasp (gest. 532), zu sichern. Kawus hatte als Anhänger der Mazdakiten bei seinem Vater verspielt. Zamasp hatte nur ein Auge und war daher nach allgemeiner Ansicht und Tradition nicht herrschaftsfähig. Beide fanden die Lösung mit Chosrau auf dem Thron aber eher schlecht und suchten Wege, sich selbst bzw. in Zamasps Fall den eigenen Sohn auf diesen Stuhl zu setzen.

 

Chosrau wusste sich zu helfen. Es waren dann vielleicht nicht die prächtigsten Beerdigungen, die seine Brüder bekamen. Auf jeden Fall benötigte er aber Ruhe, und da kamen ihm Friedensverhandlungen mit dem oströmischen Kaiser gut zupass. Wir können es durchaus als Zeichen der Schwäche deuten, dass Justinian darauf einging. Ein starkes Reich hätte sicherlich versucht, die aktuellen inneren Probleme beim Gegner auszunutzen. So brüstete sich Justinian zwar damit, dass er einen »Ewigen Frieden« mit den Persern geschlossen hätte, allein, die Bedingungen waren nicht so, dass man in Konstantinopel gar nicht mehr wohin gewusst hätte mit seinem Glück. Gefangene wurden ausgetauscht, die Perser gaben besetzte Festungen in Lazika zurück, die Römer wiederum welche in Armenien, wo man sich auch grundsätzlich über die Interessen- und Einflusssphären einigte. Darüber hinaus zahlte Konstantinopel einmalig die erkleckliche Summe von 11.000 Goldpfund. Das klang zumindest besser als eine jährliche Tributzahlung. Diese vereinbarte Ewigkeit hielt acht Jahre. Aber erst einmal war Ruhe. Beide Kaiser und die Menschen in den umkämpften Gebieten atmeten auf.

 

Beide Seiten schauten aber schon aus Tradition weiter auf den anderen. Tiefes Vertrauen wächst nicht aus dem Nichts. Man beobachtete mit einem gewissen Interesse, was sich beim Gegenüber so tat. Chosrau werden die innen- und außenpolitischen Erfolge Justinians nicht nur gefallen haben. Auf der anderen Seite blieb auch der Sassanidenherrscher nicht untätig und reformierte sein Land. Mehr Effizienz insbesondere in der Finanzwirtschaft und beim Militär schufen die Grundlage für spätere Erfolge. Wir werden es sehen. Und zwar schnell.

 

Das Ende der Ewigkeit

Die Ewigkeit endete 540. Chosrau griff das Oströmische Reich an und marschierte in Syrien ein. Er tat dies weniger mit der Idee, die Gebiete zu erobern. Stärke zeigen und Beute zu machen, das wird seine Hauptmotivation gewesen sein. Erfolge machen sich nach Innen und Außen immer gut. Vielleicht hatte er von den Hunnen gelernt, auch wenn deren Untergang schon 90 Jahre zurücklag. Er umging die römischen Festungen und konzentrierte sich auf die unbefestigten Städte. Diesen wurde entweder ein hohes Lösegeld abgepresst oder sie wurden geplündert.

 

Justinian schickte seinen Vetter Germanos nach Antiochia, der jedoch schnell erkannte, dass die Stadt nicht zu verteidigen sei. So machte er sich schnell wieder aus dem Staub. Seine knäppliche Streitmacht von lediglich 300 Soldaten folgte spätestens beim Eintreffen der persischen Truppen dem Beispiel ihres Anführers. Chosrau forderte 10.000 Goldpfund, damit er sich aus dem Reich zurückzöge. Justinian schaute in sein Portemonnaie und lehnte jede Vereinbarung und Zahlung ab. So war es keine Überraschung, dass die Perser die Stadt im Juni 540 einnahmen und gnadenlos plünderten. Der Großkönig badete im Mittelmeer. Das war weniger ein Zeichen für sein Bedürfnis nach Sauberkeit, sondern mehr eine rituelle Waschung, die seinen Machtanspruch verdeutlichen sollte. Die Einwohner Antiochias, die die Plünderung überlebt hatten, wurden nach Persien verschleppt und in der Nähe der Hauptstadt Ktesiphon in einer eigenen Stadt mit dem schönen Namen Weh Antiok Chosrau, übersetzt: Chosraus besseres Antiochia, angesiedelt.

 

Die Vernichtung Antiochias war ein Schock für die römische Gesellschaft. Justinians Stellung war nachhaltig geschwächt. Wer vertraute einem Kaiser, der seine Städte tief im eigenen Land nicht beschützen konnte? Sein Problem war, dass er seine Truppen in den Westen geschickt hatte, um die Goten zu disziplinieren. Es sei auch daran erinnert, dass die klimatischen Auswirkungen der Vulkanausbrüche die Menschen nicht entspannter werden ließ.

 

Chosrau zog sich zurück, wahrscheinlich waren seine Packesel hinreichend mit Beute beladen. Auf dem Weg in die Heimat schaute er aber gerne noch einmal in der ein oder anderen Stadt vorbei, was es denn dort so Interessantes geben könnte. Angeblich bewahrte in Apameia eine Kreuzreliquie die Stadt vor der Plünderung. Die Hinwendung zu Gott direkt schien besser zu wirken, als auf den Kaiser zu vertrauen. Dieser Prozess, der die Kirche und ihre Liturgien, Reliquien und Heilsversprechen stärkte und die weltliche Macht des Kaisers relativierte, hatte in den Ereignissen des Perserkrieges Justinians eine seiner Quellen. Da die Menschen beim Kaiser von Gottes Gnaden keinen verlässlichen Schutz zu bekommen schienen, suchte man einen direkteren Weg.

 

Auch wenn Chosrau sich erst einmal zurückzog, bedeutete das nicht das Ende des Krieges. Der Großkönig hatte viel gewonnen, materiell und machtpolitisch, ein Weiterziehen hätte ihn aber zu sehr von seiner "Homebase" entfernt. Für eine völlige Niederwerfung war das Oströmische Reich doch zu groß.

 

Weiterhin Unruhe

Schwerpunkt der Kämpfe waren in den nächsten Jahren wieder Lazika und Armenien. Belisar wurde nach der zwischenzeitlichen Niederwerfung der Goten in den Osten kommandiert. Wir wollen jetzt aber nicht alle Einzelheiten des Hin und Her der nächsten Jahre referieren. Diese waren von neuerlichen Einfällen der Perser, die allerdings auch durch den Ausbruch der Pest arg zu leiden hatten, und römischen Gegenschlägen gekennzeichnet.

 

Ein Knotenpunkt der Kämpfe war Edessa, das heutige türkische Şanlıurfa. Auch hier bewahrheitete sich die Kraft, die von christlichen Reliquien ausging. Diesmal schützte das Mandylion, ein nach allgemeinem Glauben nicht von Menschenhand erschaffenes Bild mit dem Gesicht Christi die Stadt vor der Eroberung durch die Perser.

 

Zwischenzeitlich schloss man 545 einen auf fünf Jahre ausgelegten Waffenstillstand, der jedoch nicht hielt, obwohl Justinian dem erkrankten Chosrau einen seiner Leibärzte nach Persien sandte. Eine ungewöhnliche Geste der Hilfsbereitschaft unter Feinden. Ebenso wie bei einer ähnlichen Vereinbarung aus dem Jahr 551 hatten beide Seiten aber die Konfliktregion Lazika aus der Vereinbarung ausgeklammert. Einigungen, die strittige Themen nicht behandeln, sind einfach zu erzielen, halten aber auch nur bedingt lange.

 

Für Justinian hatte dieser andauernde Konflikt die unerfreuliche Nebenwirkung, dass viele Truppen im Osten gebunden blieben und nicht genutzt werden konnten, um mit den Goten endgültig reinen Tisch zu machen. So zogen sich die Kämpfe dort bis 562 hin. Immerhin begannen 557 ernsthafte Friedensverhandlungen, die dann allerdings fünf Jahre dauerten.

 

Mittlerweile hatte auch Chosrau Stress an anderer Stelle, so dass auch seine Motivation, Ruhe mit den Römern zu bekommen, deutlich stieg. Der Expansionsdruck der Türken im Nordosten forderte die Aufmerksamkeit des Großkönigs. In dem diesmal nicht auf ewig, sondern nur für 50 Jahre geschlossenen Frieden, wurden die Einflusssphären beschrieben – Konstantinopel konnte Lazika halten –, umkämpfte Grenzfestungen wie Dara blieben römisch und die Perser sagten den Christen in ihrem Reich Religionsfreiheit zu. Im Gegenzug musste das Oströmische Reich weiterhin zahlen. Dieses Mal konnte der Anschein einer Tributzahlung nicht vermieden werden, jährlich 30.000 Solidi flossen nach Ktesiphon.

 

Nehmen wir für einen Solidus, die damalige Standardwährung im Reich, ein Gewicht von 4,5 g an, dann wären das 270 Goldpfund im Jahr, auf 50 Jahre also 13.000 Goldpfund. Wir ersparen uns eine Abschätzung, wie dies im Vergleich zur Einmalzahlung von 11.000 Goldpfund aus dem achtjährigen ewigen Frieden zu werten ist. Gegebenenfalls ist dabei zu berücksichtigen, dass dieser 50-jährige Frieden immerhin zehn Jahre dauerte. Im Jahr 572 kam es unter Justinians Nachfolger Justin II. (520 bis 578, reg. 565 bis 578) zu erneuten Konflikten. Wir schauen aber erst einmal, wie es mit Justinian weiterging.