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(77) Die Parther und das 1. Triumvirat

Wir können in unserer Erzählung nicht alle Völker und jede Begebenheit der Geschichte erwähnen. Auf manches richten wir einen Lichtstrahl, das meiste bleibt im Dunkeln. Da blitzt etwa das Bosporanische Reich kurz auf, da Mithridates VI. dorthin geflohen war. Vieles andere bleibt ganz vergessen. Osrhoene im westlichen Mesopotamien beispielsweise haben wir wie viele andere Regionen und Staaten ganz verschwiegen. Warum gönnen wir uns nun einen besonderen Ausflug zu den Parthern? Ihre Rolle im Dritten Mithridatischen Krieg war zwar wichtig, aber doch nicht ausreichend für eine Sonderbehandlung.

 

Roms Gegner

Diese verdanken sie der Tatsache, dass sie über eine lange Zeit der große Rivale Roms im Osten waren, mit dem sich Republik und Kaiserreich viele Schlachten lieferte. Die Begegnungen mit Sulla und Pompeius kennen wir ja schon. Ein paar weitere Beispiele: Nach der pompeianischen Regelung versuchte 53 v. Chr. Crassus, wir kennen ihn bereits, den römischen Einflussbereich auszuweiten. Erfolglos, er selbst starb in der Schlacht bei Carrhae, wie 20.000 seine Legionäre. In den Jahren 40 und 39 v. Chr. versuchten dann die Parther ihrerseits, den römischen Bürgerkrieg auszunutzen, und fielen in Kleinasien ein. Auch dies letztlich erfolglos, sie wurden bald vertrieben. Marcus Antonius (83 bis 30 v. Chr., amt. 44 v. Chr.), versuchte im Jahr 36 v. Chr. sein Glück, auch er war erfolglos. Augustus schloss dann wieder Frieden, mit dem Euphrat als Grenze, so wie es Pompeius bereits festgelegt hatte. Unter den Kaisern Nero, Trajan (53 bis 117, reg. 98 bis 117), Marc Aurel (121 bis 180, reg. 161 bis 180) im Verein mit Lucius Verus (130 bis 169, reg. 161 bis 169), Septimius Severus (145 bis 211, reg. 193 bis 211) und Caracalla (188 bis 217, reg. 198 bis 217) gab es bis ins dritte nachchristliche Jahrhundert immer wieder Kriege, die in aller Regel durch Rom angezettelt wurden. Letztlich gelang es Rom nicht, das Partherreich dauerhaft zu unterwerfen, auch wenn sie die Hauptstadt Ktesiphon mehrfach plündern konnten und Trajan 115 n. Chr. und Septimius Severus um 199 n. Chr. sogar eine Provinz in Mesopotamien gründen konnten. Der trajanische Versuch dauerte man gerade zwei Jahre, wirklich beherrschen konnte er das Land nicht. Mehr Erfolg war den Eroberungen des Septimius Severus beschieden. Die von ihm begründete – kleinere – Provinz hatte bis in das siebte Jahrhundert Bestand.

 

Anfang und Ende

Wer waren die Parther? Zu Zeiten der Perserkriege und später Alexander des Großen lebten drei iranische Stämme zwischen dem Kaspischen Meer und dem Aralsee. Sie nannten sich Dahae, ihr Land kannte man als Dahistan, und waren wohl Nachkommen des Reiternomadenvolks der Skythen. Einer dieser Stämme, die Parni, zogen im dritten Jahrhundert v. Chr. unter ihrem Führer Arsakes (reg. 247 bis 217 v. Chr.) nach Parthien, das sich gerade aus dem seleukidischen Reich gelöst hatte. Sie nannten sich nun nach ihrem neuen Land Parther. Arsakes wurde Stammherr einer Dynastie, der Arsakiden. Sie konnten sich zunehmend ausbreiten und beherrschten schließlich ein Reich, das sich von Mesopotamien über den heutigen Iran bis ins heutige Turkmenistan und Afghanistan erstreckte. Lediglich zu Zeiten des Seleukiden Antiochos III., den wir in seinem Kampf gegen Rom schon kennenlernen durften, mussten sie sich diesem beugen.

 

Das parthische Reich war bei allen Konflikten, die es im Westen mit Rom hatte, als auch nach Osten mit Graeco-Baktrien, auch einem Nachfolgereich der Seleukiden, ein Mittler zwischen dem Mittelmeerraum und Fernost. Eine Delegation des chinesischen Han-Kaisers Wu (156 bis 87 v. Chr., reg. 141 bis 87 v. Chr.) machte am parthischen Hof von Mithridates II. seine Aufwartung. Die Handelsroute der Seidenstraße wurde ab 115 v. Chr. regelmäßig und intensiv genutzt. Seide aus dem Osten, Wolle, Gold und Silber aus dem Westen waren die hauptsächlichen Handelswaren.

 

Das Ende der Arkasiden kam dann nicht durch die Römer. Es waren die persischen Sassaniden, die ihnen den Todesstoß versetzten. Der letzte parthische König Artabanus IV. (gest. 224, reg. 213 bis 224) unterlag in der Schlacht von Hormozdgan dem Perser Ardaschir I. (180 bis 242, reg. 211/212 bis 242). Auch die Perser versuchten, die Römer aus Mesopotamien zu vertreiben, was ihnen aber lange nicht gelang. Erst 603 n. Chr. konnte Chosrau II. (gest. 628, reg. 590 und 591 bis 628) Mesopotamien erobern. Bereits 636 fiel es dann allerdings im Rahmen des Eroberungszugs des Islams an die Araber. So weit sind wir noch nicht, haben jetzt aber einen kurzen Abriss über die Geschichte des Partherreiches. Wir werden ihnen in der nächsten Zeit noch hie und da begegnen.

 

Das erste Triumvirat

Kehren wir zurück in die römische Republik. Noch gab es sie ja. Pompeius kehrte im Jahr 62 v. Chr. von seiner Tour durch den Osten nach Rom zurück. Er fühlte sich sicher und entließ seine Legionen. Eine Machtübernahme ähnlich der Sullas, die viele befürchtet hatten, strebte er nicht an. Vielleicht mag er in den nächsten Monaten aber hie und da doch daran gedacht haben. Zwischen den Machtbefugnissen eines Heerführers im Feld und eines ehemaligen Feldherrn in der Innenpolitik herrschten doch gravierende Unterschiede.

 

Natürlich nahm Pompeius an, dass seine Soldaten Landzuteilungen erhalten würden. Der Senat verweigerte diese und wollte zudem alle in Asien getroffenen Entscheidungen Pompeius‘ auf den Prüfstand stellen. Sicherlich war eine reflexhafte Furcht vor einem übermächtigen Herrscher mit ein Grund für diese Haltung, sicherlich aber auch das Gefühl der eigenen Bedeutung. Man wollte den mehrfach (Spanien, Piraten, Asien) erfolgreichen Feldherrn klein kochen, um sich selbst nicht mehr so klein zu fühlen.

 

Der uns schon bekannte Marcus Licinius Crassus und Gaius Julius Caesar, der im folgenden Jahr 59 v. Chr. das Amt des Konsuls bekleiden würde, halfen 60 v. Chr. Pompeius in dieser Situation. Man bildete ein informelles Bündnis, coitio genannt, das der Nachwelt aber als Erstes Triumvirat besser in Erinnerung ist.

 

Crassus und Pompeius stammten zwar aus Patrizierfamilien und gehörten somit von ihrer Herkunft her zu den Optimaten. Sie hatten sich jedoch in ihren Entscheidungen zu den Gesetzen Sullas – insbesondere zur Rolle der Volkstribune – eher den Popularen zugeneigt gezeigt. Vielleicht war dies auch ein Grund für die obstinate Haltung des Senats gegenüber Pompeius. Caesar war – als Neffe von Gaius Marius und Ehemann von Cornelia (um 94 bis 69/68 vor Chr.), einer Tochter von Cinna, vielleicht nicht verwunderlich – politisch schon länger auf dem Ticket der Popularen gefahren. Er nutzte nun machtpolitisch versiert die Notlage von Pompeius aus. Crassus war dabei, weil er auf diesem Wege die Chancen, sein Vermögen über politischen Einfluss zu sichern und weiter zu vermehren, als am größten ansah. Mit dem Geld des Crassus, der militärischen Erfahrung von Pompeius einschließlich des Drohpotentials der ihm treuen Legionäre und dem politischen Geschick und der Skrupellosigkeit Caesars waren die drei nahezu unschlagbar.

 

Aus seiner Rolle als Konsul konnte Caesar im nächsten Jahr im Sinne der drei viel bewegen, was er auch ohne Zögern tat. Sein Mitkonsul, der Optimat Marcus Calpurnius Bibulus (etwa 102 bis 48 v. Chr., amt. 59 v. Chr.), hatte wenig zu sagen. Dessen Versuch, auf der Volksversammlung das von Caesar eingebrachte Ackergesetz, das die Landverteilung an Pompeius‘ Veteranen regeln sollte, zu kippen, endete damit, dass er mit Mist beworfen und von Schlägertrupps aus der Versammlung verjagt wurde. Im Senat fand sich keiner, der ihn unterstützte, man wollte dieses Schicksal nicht teilen. Wir verstehen das irgendwie. Bibulus ging in einen persönlichen Lockdown, blieb zu Hause und schrieb nur noch Briefe, mit denen er Caesars Entscheidungen formal aufhob. Es war dem Rest der Republik allerdings herzlich egal, was er schrieb. Der gracchische Stil hatte wieder Einzug gehalten.

 

Gaius Julius Caesar

Das erste Triumvirat war für Gaius Julius Caesar die zentrale Eintrittspforte für die Gestaltung seiner Zukunft. Diese hatte es in sich, wie wir wissen. Er fuhr im übertragenen Sinne einen heißen Reifen. Es musste viel passen, dass alles so funktionierte, wie er sich das ausgerechnet hatte. Als Konsul im Jahr 59 v. Chr. war er immun gegenüber Strafverfolgungen. Sofern es ihm nicht gelang, sich auch für die Folgejahre ein Amt zu sichern, das Immunität garantierte, hätte er viele Prozesse derer am Hals gehabt, die er durch seine rigide und häufig auch die Verfassung brechende Vorgehensweise bei der Durchsetzung von Gesetzen brüskiert oder sogar auch wirtschaftlich geschädigt hatte. Insbesondere der Optimat Marcus Porcius Cato Uticensis (95 bis 46 v. Chr.), Urenkel des Senators, den wir aus der Auseinandersetzung mit Karthago kennen, positionierte sich als sein Gegner. Cato setzte sich sehr für die Einhaltung der Regeln der Republik ein, kein Wunder, dass er da häufig mit Caesar über Kreuz lag.

 

Gallien

Dennoch gelang es Caesar dank des wirkungsmächtigen Triumvirats, direkt im Anschluss an sein Konsulat als Prokonsul Statthalter in Illyrien und mit etwas Zeitverzug auch in den beiden gallischen Provinzen zu werden. Neben dem norditalienischen Gallia Cisalpina war dies das südfranzösische Gallia Transalpina, das spätere Gallia Narbonensis. Diese Rolle wurde mit fünf Jahren für einen ungewöhnlich langen Zeitraum vergeben. Dennoch wusste Caesar, dass auch diese Zeit verstreichen würde und dass die Gefahr, im Anschluss verurteilt zu werden, noch nicht gebannt war. Seine Idee war, einen großen Krieg erfolgreich zu bestreiten und damit unangreifbar zu werden.

 

Gallien mit seinen zerstrittenen Völkern bot sich an. In den Jahren zwischen 58 und 50 v. Chr. gelang ihm die Unterwerfung des Landes, die viele Schüler im Lateinunterricht nachvollziehen durften. Gallia est omnis divisa in partes tres… Manche erinnern sich mit Schrecken. Auf die Häduer, einen der führenden gallischen Stämme, die Caesar in seinem Kriegsbericht De Bello Gallico 120-mal erwähnt, bin auch ich nach wie vor nicht so gut zu sprechen. Diese potentiellen Traumata wollen wir hier aber nicht aufarbeiten. Wenn Du nähere Informationen willst, verweise ich auf Asterix, inklusive dem Hinweis auf die siegreiche Schlacht des avernischen Anführers der gallischen Stämme Vercingetorix (etwa 80 bis 46 v. Chr.) 52 v. Chr. bei Gergovia. Dass Caesar noch im gleichen Jahr bei Alesia die Verhältnisse wieder zurechtrückte, nun ja. Wir ahnen, dass Caesar gut Beute machen konnte, Geld war in der römischen Politik, wie wir wissen, ein wesentlicher Erfolgsfaktor, und wir verstehen auch, dass er für die Jahre des Feldzugs viele Soldaten kommandierte, die er zu treuen Gefolgsleuten machte. Wer diente nicht gerne einem erfolgreichen Feldherrn?

 

Das Ende des ersten Triumvirats

Für das Jahr 55 v. Chr. wurden seine Kompagnons Pompeius und Crassus zu Konsuln gewählt, seine Statthalterschaft wurde um fünf Jahre prolongiert, der Feldzug in Gallien machte Fortschritte. Es lief für Caesar. Doch die Tage dieses Dreimännerbündnisses waren gezählt. Crassus starb 53 v. Chr. auf seinem Feldzug gegen die Parther und Pompeius suchte verstärkt den Ausgleich mit dem Senat. Caesar wurde ihm zu mächtig, er wollte ein Gegengewicht schaffen. Hinzu kam, dass seine erste Frau Julia (76 bis 54 v. Chr.), Caesars Tochter, 54 v. Chr. im Kindbett gestorben war. Ein wichtiges Band zwischen den beiden war dadurch zerrissen.

 

In Rom selbst war die Situation durchaus angespannt, die Lage war unsicher. Beispielsweise wurde am 18. Januar 52 v. Chr. auf der Via Appia auf offener Straße Publius Clodius Pulcher (93 bis 52 v. Chr.), ein ehemaliger Volkstribun und Vertreter von Caesars Partei der Popularen, ermordet. Er selbst war kein Kind von Traurigkeit gewesen und hatte häufig auch den Straßenkampf für seine Zwecke, insbesondere im Kampf gegen Cicero, instrumentalisiert. Seine Tochter Claudia (geb. 57/56 v. Chr.) sollte später von Marcus Antonius adoptiert und für kurze Zeit die Ehefrau Octavians werden.

 

Nach der Niederlage gegen die Parther und dem Tod von Crassus hatte nun allein Caesar militärische Macht in seinen Händen. Pompeius fürchtete, seinen Einfluss zu verlieren, und suchte verstärkt die Nähe des Senats und der Optimaten. Er verbündete sich auf diese Weise immer mehr mit dem politischen Gegner seines Triumvirats-Kollegen Caesar. Für das Jahr 52 v. Chr. wurde er zum alleinigen Konsul gewählt und heiratete mit Cornelia Metella (etwa 73 bis nach 48 v. Chr.) die Tochter von Quintus Caecilius Metellus Pius Scipio (etwa 95 bis 46 v. Chr.), eines der bedeutendsten Aristokraten. Metellus wurde daraufhin sein Co-Konsul.

 

Für Caesar kam nun viel darauf an, dass er unmittelbar nach seiner Statthalterschaft wieder ein politisches Amt innehaben konnte, um weiterhin vor Anklagen und Verurteilungen bewahrt zu sein. So wollte er für das Jahr 48 v. Chr. zum Konsul gewählt werden und bis dahin Statthalter in Gallien bleiben. Der Senat machte dieses Spiel nicht mit und forderte ihn auf, seine Statthalterschaft vorher niederzulegen. Pompeius eierte durch eine schwere Krankheit ans Bett gefesselt dabei ein wenig rum, beugte sich schließlich aber immer mehr der Mehrheit des Senats, also den Gegnern Caesars.

 

Als der Senat am 10. Dezember des Jahres 50 v. Chr. beschloss, dass Caesar den Oberbefehl über seine Truppen niederzulegen habe, verstand der sofort, was die Stunde geschlagen hatte. Seine logische Konsequenz war der Marschbefehl in Richtung Rom. Die Idee des Senats, dass sowohl Caesar als auch Pompeius den Oberbefehl über ihre Truppen gleichzeitig niederlegen sollten, klang zwar schön, konnte aber nicht funktionieren. Das Vertrauen zwischen beiden war zerstört. Pompeius hatte zu diesem Zeitpunkt zudem kein wirkliches Heer zur Verfügung, seine Legionäre waren ja Bauern geworden. Zwar sollte er Truppen für einen Rachefeldzug gegen die Parther zusammenstellen, dies war zu diesem Zeitpunkt noch mehr ein Plan, als dass schon Soldaten rekrutiert waren. Caesar verfügte allerdings auch nur über eine seiner zwischenzeitlich zehn Legionen, mit denen er die Grenzen des Römischen Reiches bis an den Rhein ausgedehnt hatte. Mit dieser war er nach Norditalien in die dortige Provinz Gallia cisalpina gezogen, die ja auch zu seinem Verantwortungsbereich gehörte.

 

Das nächste Mal lassen wir dann die Würfel fallen.