Die Jahre nach Cannae
Hannibal hatte die römischen Legionen mehrfach vernichtend besiegt. Dennoch verweigerten die Römer Friedensverhandlungen. Das war für den Karthager überraschend und merkwürdig. Es fehlte nun eine kluge Idee, wie er damit umgehen sollte. Zudem wurde es für ihn und seine Truppen in Italien von Jahr zu Jahr schwieriger, auch wenn man es damals vielleicht noch nicht direkt erkannte. Hannibal konnte weiterhin einige Erfolge vorweisen, so ein Bündnis mit dem König der Makedonen Philipp V. (238 bis 179 v. Chr., reg. 221 bis 179 v. Chr.) oder mit Syrakus auf Sizilien. Capua als wichtige Stadt auf dem Festland war ja bereits aus dem System der römischen Bundesgenossen ausgeschieden und in Hannibals Reihen gewechselt. Die entscheidenden Schritte zur Auflösung des Bundesgenossensystems gelangen jedoch nicht. Er hatte auf dem Schlachtfeld in herausragender Manier getan, was er konnte. Die Idee, durch diese Siege Rom in die Knie zu zwingen, war gescheitert. Eine Option, die Stadt Rom selbst zu erobern, sah Hannibal anscheinend nicht. Sein Feldherr Maharbal fasste dies kurz zusammen: "Zu siegen verstehst Du, Hannibal; den Sieg zu nutzen, verstehst Du nicht." Die weitere Entwicklung konnte er immer weniger direkt beeinflussen, allenfalls das Wasser ein wenig am Köcheln halten.
Auf der anderen Seite sahen die Römer manchen Hoffnungsschimmer. Es gelang auch nach Cannae relativ schnell, eine neue Armee auszuheben, einer ihrer entscheidenden Vorteile in der Auseinandersetzung mit dem auf Söldner angewiesenen Hannibal. In Sardinien konnten sie den Versuch Karthagos, die Insel zurückzuerobern, erfolgreich abwehren. Zur Unterstützung des neuen Freundes Syrakus schickte Karthago starke Truppen nach Sizilien, die jedoch letztlich von Rom besiegt wurden. 212 v. Chr. fiel Syrakus, wobei der bekannte Forscher Archimedes (um 287 bis 212 v. Chr.) getötet wurde.
Auch in Spanien konnten sich die Römer festsetzen, auch wenn es nicht ohne Verluste abging. Publius Cornelius Scipio hatte seinerzeit ja den Großteil seiner Truppen unter Führung seines Bruders Gnaeus Cornelius Scipio Calvus weiterziehen lassen, als er selbst an der Rhônemündung umgekehrt war, um Hannibal in der Poebene zu treffen. Er selbst war nach seiner Niederlage von Trebia dann ebenfalls nach Spanien gezogen. Zwar gelang es Hasdrubal die beiden Scipionen zu besiegen und auch zu töten. Die Römer insgesamt zu vertreiben, das schaffte er nicht, die Bedrohung blieb.
Und sie wurde stärker. Rom besann sich auf die Ratschläge des Fabius Maximus und hielt Hannibal hin. Immerhin mehr als zehn Jahre zog sich die Sache in die Länge. Hannibal plünderte die Regionen Italiens, um seine Soldaten zu versorgen, und die römischen Legionen folgten ihm, vermieden aber eine große Schlacht. Immer wieder kam es zu Scharmützeln, die im karthagischen Heer sukzessive ihren Tribut forderten. Durch diese Gefechte, aber auch durch Krankheiten verlor Hannibal Mann um Mann. Rom hatte es viel leichter, Jahr für Jahr neue Truppen auszuheben. Und mit der Zeit konnten sie sich auch an die Zwei-Fronten-Strategie erinnern, mit der sie ursprünglich in den Krieg ziehen wollten. Publius Cornelius Scipio Africanus (235 bis 183 v. Chr., amt. 205 und 194 v. Chr.), der Sohn des uns bekannten in Spanien gefallenen gleichnamigen Konsuls, konnte seinen Vater rächen und eroberte im Kampf mit Hannibals jüngstem Bruder Mago (gest. 203 v. Chr.) zwischen 209 und 206 v. Chr. Spanien. Schließlich landete er sogar in Nordafrika.
Unterdessen wurde Hannibals Lage zunehmend problematischer. 212 v. Chr. konnte er zwar Tarent auf seine Seite ziehen, musste die noch von Römern gehaltene Stadtfestung aber belagern. Die Römer nutzten diese Bindung seiner Truppen, um ihrerseits Hannibals Verbündeten Capua einzukesseln. Hannibal wollte für Entlastung sorgen, indem er so tat, als würde er nun doch Rom angreifen. Die Römer fielen auf diese List nicht herein und eroberten Capua zurück. Damit war jegliche Chance vertan, römische Bundesgenossen auf die karthagische Seite zu ziehen. Jeder sah, dass er nicht mehr die Kraft hatte, seine Freunde zu beschützen.
Zudem scheiterte der Versuch seines Bruders Hasdrubal, ihm aus Spanien Verstärkungen zu bringen. Die Römer bekamen Wind von der Sache und konnten sich vorbereiten. Zwar gelang auch Hasdrubal die Alpenüberquerung. Im Anschluss schaffte er es aber nicht, das Heer in den Süden zu Hannibal zu führen. Er vertrödelte Zeit bei der Belagerung von Placenta, dem heutigen Piacenza, und unterlag schließlich 207 v. Chr. dem herbeigeeilten Konsul Gaius Claudius Nero (amt. 207 v. Chr.) in der Schlacht am Metaurus, gut 50 Kilometer südlich von Rimini. Er starb in der Schlacht, die Römer schickten seinen Kopf in Hannibals Lager.
Damit war die Messe für Hannibal endgültig gelesen. Obwohl er in offener Feldschlacht unbesiegt war, musste er erkennen, dass seine Strategie, den Krieg nach Italien zu tragen und damit von Karthago fernzuhalten, gescheitert war. Auch wenn es noch ein paar Jahr brauchte, eine reelle Siegchance hatte er nicht mehr.
Scipio kommt groß 'raus
War Hannibal die faszinierendste Gestalt dieser Jahre, dann war Scipio Africanus die entscheidende - wobei wir die kluge Taktik des Fabius Maximus natürlich nicht kleinreden wollen. Nach den katastrophalen Niederlagen in den ersten Jahren mit Cannae als Höhepunkt gab es in Rom natürlich auch Leute, die für einen Friedensschluss mit Hannibal eintraten. Scipios schwertschwingenden Auftritt im Senat, mit dem er das Land auf die Weiterführung des Kampfes einschwor, haben wir bereits geschildert. 213 v. Chr. wurde er, obwohl er mit 22 Jahren die Altersgrenze von 37 Jahren bei weitem noch nicht erreicht hatte, zum Ädil gewählt. Er muss eine beeindruckende Persönlichkeit gewesen sein.
Dass er etwas vom Kriegshandwerk verstand, zeigte er in Spanien, wo er die Karthager durch Siege 208 v. Chr. bei Baecula und 206 v. Chr. bei Ilipa entscheidend schlagen und vertreiben konnte. Sein politisches Geschick bewies er, als im Laufe des Feldzugs Massiva (um 210 v. Chr.), der Neffe des ostnumidischen Königs Massinissa (238 bis 149 v. Chr., reg. 206 bis 148 v. Chr.), aufgegriffen wurde. Massinissa war mit Karthago verbündet, der westnumidische König Syphax (reg. etwa 215 bis 203 v. Chr.) dagegen mit Rom. Scipio behandelte Massiva ehrenvoll und schickte ihn zu Massinissa zurück. Damit bereitete er klug dessen Seitenwechsel in der entscheidenden Kriegsphase vor.
Scipio unterwarf in Folge ganz Spanien und bestrafte die Stämme, die sich gegen Rom gestellt hatten. Dann kehrte er nach Rom zurück und ließ sich mit 31 Jahren im Jahr 205 v. Chr. zum Konsul wählen. Sein Plan war, mit einer neu ausgehobenen Armee nun endlich nach Nordafrika zu fahren und dort die Sache zu einem Ende zu bringen. Nun gebiert jeder Erfolg auch Neider und eine starke Partei im Senat blockierte diesen Plan. Man war sich mittlerweile ziemlich sicher, dass von Karthago keine existentielle Gefahr mehr ausging und orientierte sich in seinen Entscheidungen wieder mehr an innenpolitischen Machtkämpfen. Da ist es immer gut, wenn die Mitspieler nicht zu stark und mächtig werden. Der alte Zauderer Fabius Maximus war einer der Hauptgegner. Als alter Mensch wollte er an der bewährten Strategie des Hinhaltens festhalten und erkannte nicht, dass die Gesamtsituation sich mittlerweile gravierend geändert hatte und somit auch eine andere Strategie verlangte.
Trainingslager in Sizilien und "Bäumchen wechsle dich" in Afrika
Scipio zog sich erst einmal nach Sizilien zurück und eröffnete dort ein Trainingslager. Er ließ Schiffe bauen und bildete eine Kavallerie aus, um die bisherige Schwachstelle der römischen Truppen zu beseitigen. Die Zustimmung des Senats, nach Afrika fahren zu dürfen, erreichte er durch die Eroberung der von Karthago gehaltenen Stadt Locri an der Südostküste der Stiefelspitze Italiens. Fabius‘ Fraktion konnte die Zustimmung zum Übersetzen nach Nordafrika nicht mehr verhindern. Im Sommer 204 v. Chr. war es so weit. Scipio landet etwa 30 Kilometer westlich von Karthago und konnte in mehreren Gefechten seinen Brückenkopf so weit absichern, dass er sich beruhigt ins Winterlager begeben konnte. Zwar war die Belagerung der Stadt Utica fehlgeschlagen, aber es gelang ihm, in den Wintermonaten Massinissa auf seine Seite zu ziehen. Der erinnerte sich an Scipios Großzügigkeit gegenüber seinem Neffen in Spanien. Zudem war er sauer, dass Sophonisbe (gest. 203 v. Chr.), die Tochter des Feldherrn Hasdrubal Gisco (gest. 202 v. Chr.) plötzlich seinen Kollegen Syphax heiraten sollte, obwohl sie ihm versprochen war. Syphax wurde so zwar zum Verbündeten Karthagos, Massinissa wechselte aber ebenfalls die Fronten. Scipio konnte Syphax 203 v. Chr. schlagen, Sophonisbe fiel Massinissa in die Hände, der sie dann trotz allem doch heiratete. Es war eine kurze Ehe, da Scipio ihre Auslieferung verlangte, um sicherzugehen, dass es in Zukunft keinen karthagischen Einfluss auf den Fürsten der Numider gebe. Sophonisbe trank dann lieber den Giftbecher, als sich in die Hände der Erzfeinde zu begeben.
Frieden? Noch nicht…
Die erfolgreiche Verteidigung Uticas hatte den Karthagern noch einmal Aufwind gegeben. Man rüstete eine Flotte und Heer aus, um gemeinsam mit Syphax Scipio anzugreifen. Der bekam hiervon Wind und ehe es zu einer richtigen Schlacht kommen konnte, überfiel er nächtens das Lager der Karthager und konnte die Heere Karthagos und Syphax‘ vernichten. Nun musste Karthago um Frieden bitten.
Der von Scipio verhandelte Frieden war eher moderat, er ließ Karthago sein afrikanisches Stammland und eine kleine Flotte von 20 Schiffen. 130 Tonnen Silber waren der Preis des Friedens. Und natürlich musste Hannibal Italien verlassen. Mit 20.000 Soldaten kam er 203 v. Chr. im Alter von 44 Jahren zurück in seine Heimat, die er 35 Jahre zuvor als Neunjähriger mit seinem Vater verlassen hatte. Der Friedensvertrag wurde vom römischen Senat ratifiziert und eine Gesandtschaft sollte die Botschaft nach Karthago bringen. Es kam anders.
Die römischen Flotten hatten ja seit jeher mehr Probleme mit Stürmen als mit Gegnern. Wieder wurde eine Flotte mit Nachschub für die Legionen in Nordafrika Opfer eines Sturmes. 200 Schiffe waren im Golf von Tunis nahe der karthagischen Küste untergegangen. Die karthagischen Küstenbewohner plünderten nun die Schiffbrüchigen aus, was in Rom gar nicht gut ankam. Auch wenn dies sicherlich nicht auf Befehl der karthagischen Führung geschah, änderte es die Sachlage aber auf jeden Fall gewaltig. Als dann noch die nach Karthago entsandten Legaten auf ihrer Rückfahrt einem Hinterhalt nur knapp entgingen, war das Fass übergelaufen. Der verhandelte Frieden war aufgekündigt, der Waffenstillstand beendet, es herrschte wieder Krieg. Wahrscheinlich haben ein paar Banditen das Schicksal ihrer Stadt besiegelt. Blöd gelaufen für Karthago.
Entscheidung zwischen Elefantenbeinen
202 v. Chr. standen sich Hannibal und Scipio bei Zama vor den Toren Karthagos zur entscheidenden Schlacht gegenüber. Die punischen Truppen waren zahlenmäßig überlegen, verfügten auch über 80 Kriegselefanten, die Römer hatten jedoch aufgrund ihres Bündnisses mit Massinissa die überlegene, fast drei Mal so starke Kavallerie. Gegen die Elefanten hatte sich Scipio eine kluge Taktik ausgedacht. Er ließ sie in von der Infanterie gebildete Gassen laufen, wo die Soldaten dann die Tiere von der Seite kommend an den Füßen verletzen konnten. Letztlich entschied aber die Reiterei die Schlacht. Als die karthagische Infanterie die Oberhand zu gewinnen drohte, kehrte – für Rom glücklicherweise – gerade die eigene Kavallerie von der Verfolgung der in die Flucht geschlagenen karthagischen Reiter zurück und konnte die Schlacht zu den eigenen Gunsten wenden.
Hannibal konnte entkommen. Er riet dem karthagischen Senat zum Frieden, der nun allerdings deutlich härter ausfiel als der vom Vorjahr. Die Flotte durfte nur noch aus zehn Schiffen bestehen, die Tributzahlungen wurden auf fünf Tonnen Silber jährlich für die nächsten 50 Jahre festgelegt. Massinissa bekam nicht nur das Reich seines Rivalen Syphax, sondern auch die Zusage, alle Länder, die seinen Vorfahren gehört hatten, zurückzuerhalten. Dies bedeutete für Karthago eine endlose Kette an Gebietsforderungen in den nächsten Jahren. Wehren konnte sich die Stadt nicht; Krieg durfte sie nur mit Erlaubnis Roms und wenn, dann auch nur in Afrika führen.
16 Jahre hatte der Krieg gedauert, 37 Schlachten stehen in den Annalen. Vernichtende Siege Hannibals, entscheidende Siege Scipios.
Was sich so einfach liest, war für beide Seiten eine für uns nahezu unvorstellbare Kraftanstrengung. Zwischen 10 und 25 Prozent der erwachsenen römischen Männer haben die ganze Zeit in den Legionen gedient, die nach jeder Niederlage wieder aufgebaut werden mussten. Hinzu kamen die logistischen Probleme der Versorgung der Truppen, insbesondere natürlich für die Karthager. Man schätzt, dass das Heer, das die Römer vor Cannae aufboten, täglich 100 Tonnen Weizen verbrauchte. Die sollten dann ja auch gerne vor Ort verfügbar sein, also gebrauchte es entsprechend aufwendige Versorgungslinien - die dann ebenfalls zu versorgen waren.
Hannibal sorgt für Reformen … und muss gehen
Erzählten wir rein chronologisch, dann müssten wir unser Augenmerk jetzt nach Osten, nach Griechenland richten. Dort ging es für Rom weiter. Wir stellen das bis zum nächsten Mal zurück und bringen erst einmal die karthagische Sache zu Ende.
Karthago war auf Afrika zurückgeworfen, die lukrativen Silberminen Spaniens waren verloren. Dennoch gelang es den smarten karthagischen Händlern, so erfolgreich zu agieren, dass sie die Reparationszahlungen an Rom leisten konnten und es zu einem neuerlichen wirtschaftlichen Aufblühen ihrer Heimat kam. Zu Beginn hatte Hannibal daran einen gewichtigen Anteil. 196 v. Chr. wurde er zum Sufeten gewählt und sorgte für tiefgreifende Reformen in seiner Vaterstadt. Diese gingen meist zu Lasten des Adels, so mussten sich die bisher auf Lebenszeit ernannten Mitglieder des Rates der Einhundertvier künftig durch eine Volksversammlung wählen lassen und durften auch nur ein Jahr am Stück amtieren. Eine Wiederwahl war dann erst nach einem Jahr Pause möglich. Er kämpfte auch gegen die Korruption, was vielen aus der Führungsebene der Stadt nicht in den Kram passte. 195 v. Chr. trieb man ihn ins Exil, seine Reformen hatten jedoch Bestand.
Zuerst ging Hannibal nach Syrien und diente dem Seleukiden Antiochos III. (etwa 241 bis 187 v. Chr., reg. 223 bis 187 v. Chr.) im Kampf gegen Rom. Wir kommen bald darauf zurück. Nach Roms Sieg zog er weiter und landete nach einem Jahr auf Kreta zunächst in Armenien und – immer auf der Flucht vor Roms Einfluss – schließlich in Bithynien im nordwestlichen Kleinasien am Schwarzen Meer. 183 v. Chr. forderte Rom von König Prusias I. von Bithynien (etwa 243 bis 182 v. Chr., reg. 228 bis 182 v. Chr.) die Auslieferung Hannibals. Dem konnte sich der Herrscher nicht verweigern. Hannibal hatte dazu jedoch keine Lust und nahm sich wahrscheinlich mit Gift das Leben. Er wurde etwa 70 Jahre.
Der Dritte Punische Krieg und Karthagos (vorläufiges) Ende
Die von ihm nach der Niederlage im Zweiten Punischen Krieg wesentlich initiierte positive Entwicklung Karthagos zahlte auf das römische Trauma des »Hannibal ante portas« ein und der alte Cato konnte nicht umhin, jede seiner Reden im Senat mit dem berühmten »Ceterum censeo Carthaginem delendam esse« zu beenden. 150 v. Chr., über fünfzig Jahre nach der Schlacht von Zama, fand sich endlich ein Grund. Karthago war die stetigen Angriffe der Numider Massinissas leid und schlug zurück. Rom hakte sofort ein, da es den Puniern ja verboten hatte, ohne seine Zustimmung Krieg zu führen. Man beließ es nicht beim Stirnrunzeln und einem Eintrag ins Klassenbuch, man schickte eine Armee. 149 v. Chr. landete diese in Afrika und begann die Belagerung Karthagos.
Friedensverhandlungen scheiterten trotz hoher Kompromissbereitschaft der Karthager, die schon einen realistischen Blick für die realen Machtverhältnisse hatten. Sie gaben beispielsweise alle Waffen ab und stellten 300 adelige Geiseln. Die Forderung, ihre eigene Stadt zu zerstören und sich mindestens 15 Kilometer entfernt vom Meer neu anzusiedeln, war dann aber zu viel. Drei Jahre verteidigte sich die Stadt mit dem Mut der Verzweiflung. Angeführt wurden die Karthager von dem Feldherrn Hasdrubal (um 150 v. Chr.), der zur Unterscheidung von seinen Namensvettern in der Geschichtsschreibung den Zusatz "der Boetharch" bekam, verweisend auf eines seiner Ämter, dessen Aufgaben wir leider nicht mehr kennen. Wir sparen uns die Einzelheiten wie die Mole, die Scipio bauen ließ, um das seeseitige Brechen der Blockade zu verhindern, ebenso wie den Kanal, den die Karthager daraufhin von ihrem Hafen an anderer Stelle zur See gruben, und andere Anstrengungen mehr.
Schließlich fiel Karthago. Alle Einwohner wurden entweder getötet oder in die Sklaverei verkauft, die Stadt wurde geplündert und abgebrannt. Karthago existierte nicht mehr, das gesamte westliche Mittelmeer war nun unbestrittenes Einflussgebiet Roms, das sich Nordafrika als neue Provinz Africa proconsularis einverleibt.
Von Caesar geplant, von Augustus beauftragt wurde Karthago etwa 150 Jahre später wieder aufgebaut und als Teil des Römischen Reiches neuerlich eine bedeutende Handelsstadt am Mittelmeer. Im 5. Jahrhundert n. Chr. wurde es dann zur Hauptstadt des vandalischen Reiches. Totgesagte leben länger.
Rom blieb kriegerisch, in den nächsten Folgen verlagert sich die Szenerie in den Osten nach Illyrien, Makedonien und Syrien.