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(54) Der Aufstieg Makedoniens

Nach unserem eher beschaulichen philosophischen Exkurs wird es jetzt wieder bewegter, um nicht zu sagen strubbeliger. Während des Peloponnesischen Krieges sind uns die Makedonen schon begegnet. Ihre Könige pflegten eine gewisse Schaukelpolitik zwischen Athen und Sparta. Das wird in Deinen Ohren vielleicht nicht ganz ehrenhaft klingen, mag aber doch politisch klug gewesen sein, um den eigenen Staat weitgehend unbeschadet durch die Kriegszeiten zu bringen.

 

Der König bei Olympia

Über die Frage, ob die Makedonen überhaupt Griechen seien, wollen wir hier nicht lange nachdenken. Wir haben ja schon gelernt, dass die Ethnien seit jeher durch stetige Durchmischung unterschiedlicher Volksgruppen entstanden sind. So wird es auch mit den Makedonen gewesen sein. Aus Sicht der Griechen in der Antike bestand die makedonische Bevölkerung allerdings aus Fremden, Barbaren, die nicht griechisch, sondern makedonisch sprachen, eine Sprache, die dem Westzweig des Balkanindogermanischen zugerechnet wird. Nun ja.

Immerhin durften die Angehörigen des makedonischen Königshauses an den Olympischen Spielen teilnehmen, allerdings nicht die Bevölkerung, auch nicht die Aristokraten. König Alexander I. (etwa 498/497 bis 454 v. Chr.) hatte wohl um 500 v. Chr. die Priester von Olympia mit dem Verweis auf seine Abstammung von Herakles und Achilles überzeugen können. Wenn Du also zu den nächsten Olympischen Spielen nicht zugelassen werden solltest, hilft vielleicht ein Blick ins Familienstammbuch. Wer weiß, welche Helden sich da so alles finden. Für die makedonischen Könige war diese Regelung eine ganz kommode. Sie selbst hatten auch in Griechenland alle Rechte, mussten aber mit den Griechen keine nervigen Diskussionen führen, beispielsweise ob im Zeitalter der Demokratie so eine Monarchie noch die passende Staatsform wäre. Da sie aus Sicht der Griechen, insbesondere natürlich der Athener, über Barbaren herrschten, kümmerte man sich dort nicht weiter darum. Auf der anderen Seite war die Stellung eines makedonischen Königs keine allmächtige. Der Adel war stark und ließ sich ungern in seine Angelegenheiten reinreden, Olympia hin oder her.

 

Bildung als Grundlage des Aufstiegs

Den Aufstieg zur vorherrschenden Macht in Griechenland schafften die Makedonen in relativ kurzer Zeit. Über 500 Jahre lang hatten sie eher unauffällig im Norden gelebt. Im Peloponnesischen Krieg taktierten sie wie gesagt, bekamen aber vielleicht eine Ahnung, dass sie aus ihrer Lage mehr machen könnten.

Die Grundlage für den späteren Aufstieg schaffte dann wohl König Archelaos I. (reg. 413 bis 399 v. Chr.), der viele Künstler und Gelehrte in seine Hauptstadt an den Hof holte. Bildung als Grundlage für den späteren Erfolg, Herr Schwanitz würde sich freuen. Archelaos nutzte auch einen geographischen Vorteil propagandistisch aus. Der Berg Olymp, auf dem die griechischen Götter residierten, lag auf makedonischem Gebiet. Der Ort Dion am Fuße des Berges wurde als Stadt des Zeus beschrieben. Archelaos veranstaltete hier sogar konkurrierende Olympische Spiele. All dies sagte: »Wir Makedonen sind integraler Teil der griechischen Kultur!«

Das agrarisch ausgerichtete Makedonien unterschied sich dabei allerdings deutlich von einem Stadtstaat wie Athen oder Korinth es waren. Die Hauptorte Agai und ab etwa 410 v. Chr. das aufgrund seines Zugangs zu Meer strategisch günstig gelegenere Pella waren anfangs eher unbedeutende Siedlungen. Insgesamt lebten in ganz Makedonien um 370 v. Chr. vielleicht 200.000 Menschen.

 

Philipp hat es schwer…

Richtig los ging es dann mit Philipp II. (um 382 bis 336 v. Chr.). Er erkannte schnell, dass für das Überleben Makedoniens, das sich immer auch der Angriffe der Illyrer aus dem Nordwesten und der Paionen aus dem Norden erwehren musste, ein starkes Heer notwendig war. Prägend für ihn war diesbezüglich sein Aufenthalt in Theben zu der Zeit, als Epameinondas die Stadt zur Hegemonie über ganz Griechenland führte. Wir erinnern uns an dessen Sieg über Sparta bei Leuktra 371 v. Chr., in der die Schiefe Schlachtordnung erfunden wurde. Philipp wurde seinerzeit in Theben als Geisel gehalten, um sicherzustellen, dass Makedonien nicht das Bündnis mit Theben aufkündigte, dass Philipps älterer Bruder Alexander II. (gest. 368 v. Chr., reg. etwa 370 bis 368 v. Chr.) eingegangen war, um seine Herrschaft zu sichern.

 

359 v. Chr. übernahm Philipp die Regentschaft für seinen noch im Kita-Alter befindlichen Neffen Amyntas IV. (um 362 bis 336 v. Chr.). Dessen Vater Perdikkas III. (reg. 365 bis 359 v. Chr.) war im Kampf gegen die Illyrer gefallen und mit ihm 4.000 seiner Soldaten, ein gravierender Aderlass für das kleine Makedonien. So stand Philipp am Beginn seiner Herrschaft faktisch vor einem Scherbenhaufen. Die Illyrer waren drauf und dran nach ihrem Sieg einzumarschieren und das Land zu besetzen. Die Paioner, die Thraker im Osten und auch die Athener überlegten, wie sie von der Schwäche der Makedonen profitieren könnten. Dabei nutzen sie die Situation nach Perdikkas‘ Tod aus und präsentierten neue Thronbewerber aus der Königsfamilie, die Philipp seine Rolle streitig machen und so das Land weiter destabilisieren sollten.

 

…kriegt aber die Kurve

Insbesondere drei Halbbrüder Philipps spitzten auf die Herrschaft. In dieser Situation zeigte Philipp seine herausragenden Eigenschaften, die wir aber nicht alle sympathisch finden müssen. Einen seiner Halbbrüder ließ er hinrichten und die Thraker überredete er mit Geschenken, den Thronbewerber, auf den sie gesetzt hatten, doch lieber zu ermorden. Auch Athen ließ seinen Kandidaten fallen, nachdem Philipp ihnen den Zugriff auf die umstrittene Stadt Amphipolis versprochen hatte. Du erinnerst vielleicht, dass diese Stadt bereits im Peloponnesischen Krieg sehr umkämpft war.

 

Das Verhältnis zu seinen Nachbarn suchte er mit Zuckerbrot und Peitsche zu befrieden. Die Paionen ließen sich bestechen, das war schon mal gut. Den illyrischen König Bardylis (um 450 bis 358 v. Chr., reg. 393 bis 358 v. Chr.) umgarnte er, heiratete dessen Enkelin Audata (gest. 336 v. Chr.), die sich fortan nach Philipps Mutter Eurydike nannte. Als die Illyrer sich dennoch nicht aus den besetzten Gebieten Makedoniens zurückzogen, zog Philipp in den Krieg. Mittlerweile war ein Jahr vergangen und er hatte seine Herrschaft, formal noch die des Amyntas, soweit konsolidiert, dass er ein Heer von angeblich 16.000 Kriegern, davon 6.000 Reiter, aufstellen konnte. 358 v. Chr. siegte Philipp in der Schlacht in der Lynkestis-Hochebene. 7.000 Illyrer, darunter auch Bardylis, starben.

 

Innerhalb eines guten Jahres hatte Philipp durch Brutalität, Diplomatie und militärisches Geschick aus dem am Abgrund stehenden makedonischen Staat ein gefestigtes Gemeinwesen geformt. Dies gelang auch, weil er beim Militär grundlegende Neuerungen einführte. Er verbesserte mit dem fünf Meter langen Spieß, der sarissa, die Ausrüstung, organisierte die Waffengattungen und ihr Zusammenspiel neu und schaffte sich auch durch Landzuteilungen ein loyales, ihm ergebenes Heer. Mit diesem konnte er nicht nur die Illyrer, sondern auch die Paionen besiegen. Er erkannte zudem, dass ein Staat auf der griechischen Halbinsel unbedingt Zugang zu See brauchte, um langfristig zu wachsen. Also wandte er sich Richtung Küste und eroberte 357 v. Chr. Amphipolis, Pydna und Poteidaia. Die letzte Stadt, die Philipp an der makedonischen Küste eroberte, Methone, kostete ihn sein rechtes Auge. Erinnert sich jemand an Versprechen gegenüber den Athenern, ihnen Amphipolis zu überlassen? Die waren gerade anderweitig beschäftigt, da sich Chios, Kos, Byzantion und Rhodos aus dem Attischen Seebund verabschiedet hatten. Athens Interesse lag mehr an der Wieder-Eingemeindung dieser Abtrünnigen (die letztlich nach vier Jahren "Bundesgenossenkrieg" scheiterte), so dass ihm die Kraft fehlte, sich den Nadelstichen Philipps entgegenzustellen.

 

Mindestens so wichtig wie der Zugang zur See war die nachhaltige Finanzierung des Staates und Philipps ausgreifender Unternehmungen. Da traf es sich gut, dass die Stadt Krenides ihn bat, ihr gegen einen thrakischen Fürsten zu helfen. Philipp half, nannte die Stadt in Philippi um und freute sich, nun auf die thrakischen Gold- und Silberminen im Pangaiongebirge zugreifen zu können. Jetzt ließen sich noch mehr Soldaten, auch Söldner, bezahlen und die Schatulle für Bestechungsgeschenke war auch gut gefüllt. »Läuft doch«, dachte sich Philipp, zumal eines seiner Pferde bei den Olympischen Spielen 356 v. Chr. gewonnen hatte, und machte Nägel mit Köpfen. Er ließ sich von der Heeresversammlung zum König aufrufen. Amyntas durfte zunächst am Leben bleiben, nun nicht mehr als König, sondern als Gefangener. Er überlebte Philipp, musste unter Alexander aber dann doch dran glauben.

 

Alexanders Mutter war eine molossische Prinzessin aus Epiros, Polyxena mit Namen (375 bis 316 v. Chr.) und Philipps fünfte Ehefrau. Diese polygamischen Neigungen von Herrschern kennen wir ja bereits. Polyxena taucht in den Geschichtsbüchern unter dem Namen Olympias auf. Vielleicht wollte sie mit dem Namenswechsel Philipp eine Freude machen, nachdem eines seiner Pferde bei den Olympischen Spielen 356 v. Chr. gewonnen hatte, vielleicht ihn auch ein wenig freundlicher stimmen, da er ihre Neigung, sich eine "Kultschlange" zu halten, doch sehr befremdlich fand. Wir sind auch ganz froh, dass sich diese Sitte nicht durchgesetzt hat.

 

Delphi als Schlüssel zur Macht in Griechenland

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Dieser Merkspruch enthält viel Wahrheit und Philipp wusste das. Der Hilferuf aus Krenides blieb nicht der letzte. Nun rief man aus Delphi. An diesem in Phokis gelegenen Ort wurde seit dem 8. vorchristlichen Jahrhundert der Gott Apollon verehrt, vorher gab es wohl schon ein Zeus-Heiligtum. Die nachhaltige Berühmtheit des Ortes gründete auf dem dort ansässigen Orakel. Die Pythia war das Medium des Gottes Apollon. Mittels ethylenhaltiger Gase, die aus einer Erdspalte heraustraten, geriet sie in Trance und verkündete die Antworten des Gottes auf die zuvor gestellten Fragen. Die Oberpriester übersetzten diese mitunter schwer verständlichen Worte, so gut sie es konnten. Eigene Interessen und freundliche Zuwendungen mögen die Formulierungen hie und da beeinflusst haben. Dabei kam es naturgemäß auch mal zu Missverständnissen, wie wir am Beispiel des lydischen Königs Krösus schon gelernt haben.

 

In Delphis Schatzhäusern wurden wertvolle Weihegeschenke für den Gott aufbewahrt. Wer diesen Ort beherrschte, hatte aus religiöser, aber eben auch aufgrund dieser Werte aus politischer Sicht Macht. Dies war der Grund, warum es drei »Heilige Kriege« um Delphi gab.

Der erste (600 bis 590 v. Chr.) endete mit einer Niederlage der phokischen Stadt Krisa gegen ein Bündnis aus Athenern, Thessaliern und Sikyonern. Danach herrschte ein Amphiktyonie genannter Städtebund über die heilige Stätte. Der zweite dieser Kriege war ein kurzes Intermezzo im Jahr 449 oder 448 v. Chr. Die Spartaner hatten die Phoker, die sich 457 des Orakels bemächtigt hatten, aus Delphi vertrieben und dem Ort seine Unabhängigkeit zurückgegeben. Kurz darauf hatte allerdings eine athenische Streitmacht unter Perikles den Status quo ante wieder hergestellt und den Phokern wieder zur Macht über Delphi verholfen - weniger aus Liebe zu den Phokern, sondern um Sparta in seine Schranken zu verweisen. Zudem fiel damit die promanteia, das Recht der Erstbefragung der Pythia, wieder an die Athener. Wir sehen, mit der gemeinschaftlichen Herrschaft der Amphiktyonie war es nicht ganz so weit her.

 

Der Dritte Heilige Krieg

Der dritte der Heiligen Kriege um Delphi brach gut neunzig Jahre später im Jahr 356 v. Chr. aus, weil die Phoker zu Delphi gehörendes heiliges Gebiet landwirtschaftlich nutzten. Die aufgerufenen Strafen waren aus ihrer Sicht nicht bezahlbar, also zogen sie gegen Delphi, eroberten es und bemächtigten sich der reichen Schätze. Uns überrascht nicht wirklich, dass Sparta und Athen diesmal zusammen auf Seiten der Phoker fochten. Griechische Allianzen haben damals ja nie lange gehalten. Thebaner und Thessalier standen neben anderen auf der Seite der Amphiktyonen. Nach zehn Jahren Krieg sahen die Thebaner ein, dass ihre Siegeschancen immer mauer wurden. 347 v. Chr. riefen sie den makedonischen König zu Hilfe.

 

Philipp hatte bereits versucht, den Krieg auch zur Erweiterung seines Machtbereiches zu nutzen. Zu Beginn der Auseinandersetzungen eroberte er in Thessalien die Stadt Pherai, musste sich dann zwischenzeitlich allerdings den zu Hilfe gerufenen Phokern unter ihrem Feldherrn Onomarchos (gest. 352 v. Chr.) geschlagen geben. Letztlich obsiegte er dann aber doch. In der entscheidenden Schlacht auf dem Krokusfeld, einer Ebene westlich des Golfs von Pagasai, wurden 352 v. Chr. 6.000 Soldaten der phokischen Armee getötet, auch Onomarchos fiel, weitere 3.000 ließ Philipp als Tempelräuber ertränken. Es war wohl die blutigste Schlacht der griechischen Geschichte.

Athen hatte nun Sorge vor einer ausgreifenden Strategie Philipps und sperrte die Thermopylen. Da sich die Thraker mittlerweile mit den Athenern verbündet hatten, musste Philipp erst einmal an seiner Nordostgrenze für Sicherheit sorgen, was ihm auch relativ problemlos gelang. Im Anschluss kümmerte er sich um die Chalkidike. In Olynth lebten noch zwei seiner Halbbrüder, die ihm und seiner Herrschaft potentiell gefährlich werden konnten. Seine Forderung nach deren Auslieferung wurde nicht erfüllt. Er belagerte und eroberte die Stadt, seine Halbbrüder lebten dann nicht mehr lange. Hilfe aus Athen war zwar unterwegs, kam aber zu spät.

 

Mit diesen Erfolgen im Rücken konnte Philipp auf den Hilferuf aus Theben machtvoll reagieren. Angesichts des überlegenen Heeres der Makedonen schloss der Heerführer der Phoker Phalaikos (gest. um 342 v. Chr.) mit Philipp einen Vertrag, der ihm freien Abzug garantierte, Philipp aber die Herrschaft über Phokis brachte.

Der anschließend mit allen Parteien ausgehandelte Friedensvertrag brachte Makedonien einen deutlichen Zuwachs an Macht und Einfluss. Zum einen wurden die Phoker im Rat der Amphiktyonen durch Makedonien abgelöst, dass damit erkennbar ein gleichberechtigtes Mitglied der griechischen Community war. Schon damals galt, dass manche gleicher sind, als andere. Philipp war jetzt der unbestrittene Herr über Nord- und Mittelgriechenland, in Thessalien wurde er sogar Heerführer. Auch Athen musste endgültig alle Ansprüche auf das vielbegehrte Amphipolis aufgeben.

 

Athen stellt sich quer

Philipp sorgte vor und schloss 343 v. Chr. mit dem persischen Großkönig Artaxerxes III. einen Nichtangriffspakt. Das gab ihm die notwendige Handlungsfreiheit, bis 340 v. Chr. ganz Thrakien zu erobern, so dass sein Einflussbereich nun im Norden bis zur Donau und im Osten bis an den Hellespont reichte. Byzantion zu erobern, schaffte er allerdings nicht.

 

Athen schaute zunehmend sorgenvoll auf diesen Aufstieg, hing die Stadt doch sehr von den Getreidelieferungen aus dem Schwarzmeerraum ab. Nachdem die Makedonen in der Tat einen Getreidetransport kaperten, zog man die Konsequenzen und erklärte Philipp den Krieg. Der berühmte Redner Demosthenes (382 bis 322 v. Chr.) hatte hierfür in mehreren Reden geworben, der noch heute bekannte Begriff der Philippika für eine leidenschaftliche, kämpferische Rede hat hier ihren Ursprung. Zur See hatten die Athener auch zunächst Erfolge und konnten die neu gebaute makedonische Flotte ins Schwarze Meer zurücktreiben. Anders sah es an Land aus, wo Philipp 339 v. Chr. schnell nach Süden vorrücken konnte. Theben schloss sich den Athenern an und am 2. August 338 v. Chr. kam es zum Show-down. Jeweils etwa 30.000 Kämpfer auf beiden Seiten standen sich bei Chaironeia in Böotien gegenüber, Befehlshaber der Reiter auf der linken makedonischen Flanke war Philipps Sohn Alexander. Die Makedonen siegten, die thebanische Heilige Schar wurde, da sie nicht aufgab, fast vollständig niedergemacht. Philipp war Herrscher über Griechenland.

 

Philipp ist Hegemon

Er festigte nun seine Herrschaft, indem er 337 v. Chr. den Korinthischen Bund gründete. Alle griechischen Stadtstaaten – mit der Ausnahme Sparta – gehörten dazu. Dass Philipp dieses Abweichlertum toleriert, zeigt, wie unwichtig die einst so starke Stadt mittlerweile geworden war. Alle anderen schworen einander Frieden. Sie wollten sich nicht in ihre inneren Angelegenheiten einmischen und nicht gegeneinander Krieg führen. Darüber wachte ein gemeinsamer Rat, in den jede Stadt einen Vertreter schickte. Dieser Rat war jedoch nicht frei, ihm übergeordnet war ein Hegemon. Wir müssen nicht lange überlegen, wer das wohl gewesen sein könnte. Auf seiner ersten Sitzung schwor dieser Rat Philipp feierlich Treue.

 

Innerhalb von gut 20 Jahren hatte Philipp aus dem kleinen, von allen Seiten bedrohten Makedonien die unangefochtene Führungsmacht ganz Griechenlands geformt. Genießen konnte er es nicht. 336 v. Chr. wurde er auf der Hochzeit seiner Tochter Kleopatra von Makedonien (335 bis 308 v. Chr.), Olympias Tochter und Alexanders Vollschwester, mit dem molossischen König Alexander I. von Epiros (um 370 bis 331 v. Chr.) durch einen Leibwächter ermordet. Er hatte viele Feinde, wer genau hinter dem Anschlag stand, bleibt bis heute im Dunkeln. Manche vermuten Olympias hinter dem Attentat, die ihrem Sohn Alexander die Thronfolge sichern wollte. Wir wissen es nicht.

 

Philipps weiter ausgreifenden Pläne eines Angriffs auf Persien zur Befreiung der ionischen Städte musste sein Sohn Alexander in die Tat umsetzen. Wie ihm das gelang, darauf schauen wir das nächste Mal.