Konkurrenten um die Macht
Das letzte Mal haben wir gesehen, dass sich Nikephoros hatte sich gegen die basilissa Irene an die Macht geputscht hatte. Seine Legitimation als Kaiser stand auf schwachen Füßen. Wenn wir ehrlich sind, auf gar keinen. Naja, er war immerhin Finanzminister gewesen. Wir verkneifen uns karrieretechnische Hinweise auf die jüngere Vergangenheit. Auf jeden Fall nimmt es uns nicht wunder, dass es zu Beginn seiner Herrschaft einige Kollegen gab, die ihn wieder vom Thron vertreiben wollten. Einer dieser Herren, General Bardanes Turkos (gest. nach 803) hatte dabei 803 sogar die Unterstützung von zwei späteren Kaisern, Leo V. (um 775 bis 820, reg. 813 bis 820) und Michael II. (770 bis 829, reg. 820 bis 829), also durchaus Menschen mit eigenen Ambitionen. Erst einmal setzte sich jedoch Nikephoros durch.
Konsolidierung
Um sich ein wenig mehr herrschaftlichen Anstrich zu geben, verheiratete er seinen Sohn Staurakios (gest. 812, reg. 811) mit Theophano von Athen (gest. nach 811), einer Verwandten Irenes. Nachdem er die Versuche der Konkurrenz, ihn zu vertreiben, abgewehrt hatte, machte er sich an die Reform des Reiches. Die Steuereinnahmen waren unter Irene kaum noch geflossen, das musste er ändern. Mit einer strengen Finanzpolitik macht man sich wenig Freunde, ein Erfahrungswert, der über die Jahrhunderte stabil geblieben ist. Nikephoros schaffte es gleichwohl, sich an der Macht zu halten.
Auch außenpolitisch bemühte sich Nikephoros um eine Konsolidierung. Mit den Franken gab es ein längeres Tauziehen um Venedig. 807 schickte Nikephoros eine Flotte in die Adria, schaffte es aber nicht, die Venezianer auf seine Seite zu ziehen. 810 fiel die Stadt an die Franken. Nach dem Tod Nikephoros‘ kam es dann 812/813 zu einer friedlichen Einigung zwischen beiden Reichen: Rom, Ravenna und die Pentapolis genannte Gegend zwischen Rimini und Ancona blieben in der Einflusssphäre der Franken bzw. des Papstes. Byzanz freute sich dann doch über Venedig und durfte den Süden des Stiefels, Istrien und die dalmatische Küste behalten, blieb also der wesentliche Machtfaktor in der Adria.
Niederlage gegen Harun ar-Raschid
Damit war eine Front bereinigt. Die bulgarische und die arabische Problematik ließen sich nicht so einfach lösen. Priorität hatte für Nikephoros die Auseinandersetzung mit Harun-ar-Raschid, der seit 786 als Kalif das Abbasidenreich regierte. Dies tat er durchaus erfolgreich. Nikephoros erlitt 804 eine schwere Niederlage in Phrygien und musste sich den Friedensschluss teuer erkaufen. Immerhin gelang dies und er bekam dadurch die Muße, sich um die Bulgaren zu kümmern.
Sieg und tödliche Niederlage gegen Krum
Der bulgarische Khan Krum war ein mächtiger Gegner. Er hatte 805 die Awaren ausgeschaltet, 807 konnte er ein byzantinisches Heer in Thrakien schlagen und 809 eroberte er Serdica, die heutige bulgarische Hauptstadt Sofia. Nach dem Friedensschluss mit Harun-ar-Raschid konnte Nikephoros zunächst allerdings zweimal die Bulgaren besiegen. Krum suchte eine Verhandlungslösung, auf die der Kaiser aber nicht einging. Er war angesichts seiner Erfolge optimistisch zumal er auch Krums Regierungssitz in der seinerzeitigen Hauptstadt Pliska zerstören konnte.
Die Rache kam schnell. 811 nutzte der Khan seine Chance in einem Engpass und schlug die Truppen Nikephoros‘ vernichtend. Der Kaiser wurde getötet. Aus seinem Kopf ließ Krum einen Trinkbecher fertigen. Wir erinnern uns an Alboin und Rosamunde knapp 240 Jahre zuvor.
Staurakios schafft es nicht
Nikephoros‘ Sohn und Mitkaiser Staurakios wurde in der Schlacht schwer verwundet. Ihm fehlte danach die Kraft, sich als Herrscher zu behaupten. Seine Idee, seine Frau Theophano auf den Thron zu setzen und seinen Konkurrenten Michael I. Rhangabes (um 770 bis 844, reg. 811 bis 813), den Mann seiner Schwester Prokopia (etwa 770 bis nach 813) vorsorglich blenden zu lassen, klappte nicht. Den Strich durch diese Rechnung zogen der Patriarch Nikephoros I. (etwa 758 bis 828, amt. 806 bis 815) und der General Stephanos (um 810). Sie proklamierten statt dessen Michael Rhangabes zum Kaiser. Staurakios dankte klugerweise am 2. Oktober 811 zu Gunsten seines Schwagers ab. Dass der Titel so in der erweiterten Familie blieb, war sicher nur ein schwacher Trost. Drei Monate später erlag er, nun als Mönch, seinen Verletzungen.
Der erste Michael
Michael I. regierte lediglich zwei Jahre bis 813. Er suchte erneut den Kontakt zu den Franken. So wollte er seinen Sohn Theophylaktos (etwa 793 bis 849) mit einer Tochter Karls des Großen verheiraten, was aber neuerlich nicht klappte. In den Verhandlungen wurde Karl zwar als Kaiser (basileus) angesprochen, aber nicht als römischer Kaiser. Das war eine einfache, wenn auch etwas formelhafte Lösung des Zweikaiserproblems.
Venedig wurde in den Verhandlungen, wir wissen das schon, den Byzantinern zugeschlagen, als dux, besser bekannt als Doge, wurde dort Agnello Partecipazio (amt. 811 bis 827) eingesetzt. Er war – je nach Zählweise und angenommener Historizität seiner Vorgänger – der zehnte oder achte dieses Amtes, das sich im 8. Jahrhundert aus der Rolle des Stellvertreters des Exarchen von Ravenna entwickelt hatte. Agnello Partecipazio gilt vielen dabei als erster "echter" Doge, der auch eine eigenständige Politik der Lagunenstadt verfolgte.
Ebenso wie sein Schwager scheiterte Michael an den Bulgaren. Verhandlungen über einen Austausch von Flüchtlingen ließ Michael platzen, woraufhin Krum erneut angriff und im November 812 Mesembria an der Schwarzmeerküste eroberte. Der Gegenangriff Michaels endete in einer erneuten Niederlage, am 22. Juni in Versinikia bei Adrianopel. Michael hatte jedoch mittlerweile etwas gelernt, er kehrte nach Konstantinopel zurück, verzichtete auf den Thron und lebte noch 30 Jahre als Mönch in einem Kloster.
Die Bühne war nun frei für Leo, den Armenier – und er nutzte seine Chance. Als General ließ er seinen Kaiser in der Schlacht bei Versinikia im Stich und revoltierte gegen Michael. Als Beteiligter an der versuchten Usurpation des Bardanes Turkos 803 hatte er ja Erfahrung. Diesmal machte er es besser, der Umsturz gelang.
Leo sorgt für Ruhe
Leo V. gelang es, die bulgarische Bedrohung einzuhegen. Zwar versuchten diese, 814 Konstantinopel zu belagern. Dabei erlitt Khan Krum jedoch einen Blutsturz und starb. Sein Sohn Omurtag (reg. 814 bis 831) folgte ihm nach – ein kurzes Zwischenspiel von zwei Brüdern Krums übergehen wir an dieser Stelle. Er suchte den Ausgleich mit Byzanz und schloss Ende 815/Anfang 816 einen dreißigjährigen Friedensvertrag, an der er sich im Folgenden auch hielt.
Auch an der arabischen Grenze schien es ruhig zu bleiben, wir wissen nicht genau warum, aber Leo scheint ein diplomatisch begabter Herrscher gewesen zu sein.
Innenpolitisch ließ Leo den Ikonoklasmus wiederaufleben. Eine 825 einberufene Synode widerrief die Beschlüsse des Konzils von Nikaia 787, Bilderverehrer wurden verfolgt. Hier war es dann wohl nicht so weit her mit der Diplomatie.
Der zweite Michael
Wir kennen den Ehrgeiz und die Ungeduld der Menschen und haben diese auch in unserer Erzählung schon häufig berichten dürfen. An dieser Stelle dient uns Michael II. aus dem phrygischen Amorion als Beispiel. Vom einfachen Soldaten zum Strategen des Themas Armeniakon aufgestiegen geriet er in den Verdacht einer Verschwörung gegen Leo V. und wurde inhaftiert. Er sah, was auf ihn zukam und traf Gegenmaßnahmen. Ebenso wie Leo war er an der Verschwörung von Bardanes Turkos gegen Nikephoros I. beteiligt gewesen, hatte sogar Thekla (gest. um 823), die Schwester des erfolglosen Usurpators geheiratet. Er besaß also Erfahrung und diese nutzte er, um vom Gefängnis aus ein Attentat auf den Kaiser zu organisieren. Am 25. Dezember 820 wurde Leo V. von als Mönchen verkleideten Häschern vor dem Kirchenaltar seiner Palastkirche brutal ermordet. Sein Sohn Symbiatos (um 815) wurde entmannt und auf die Insel Prote im Marmarameer ins Kloster gesteckt.
Mit Michael II. begann die nach seinem Geburtsort benannte Amorische Dynastie, in der wir bis 867 drei Kaiser an der Regierung sehen werden, bis 829 war dies Michael. Nach dem Tod seiner Frau Thekla heiratete er Euphrosyne (um 790 bis nach 836), eine Tochter Konstantinos‘ VI. Ob hier die Idee einer Legitimation der Herrschaft durch eine Verbindung zur Vorgängerdynastie eine Rolle gespielt hat, wissen wir nicht. Vielleicht war es auch einfach nur Liebe. Soll ja auch bei Kaisers vorkommen.
Bürgerkrieg
Michaels Herrschaft war nicht unangefochten. Sein Kollege, der General Thomas »der Slawe« (etwa 760 bis 823), fand, dass er auch ganz gut auf den Thron passen würde und versuchte es also. Folge war ein dreijähriger Bürgerkrieg, in dem sich Thomas auf die Unterstützung der Araber und der Bevölkerung im Osten des Reiches stützen konnte. Dabei spielte auch die Unterstützung der dort stark vertretenen häretische Bewegung der Paulikianer eine wichtige Rolle. Wir werden jetzt aber nicht neuerlich in die Katakomben der Religionsgeschichte hinabsteigen. Vielmehr sehen wir Thomas vor Konstantinopel, das Michael aber letztlich dank der Unterstützung des bulgarischen Khans Omurtag verteidigen konnte. So ein Friedensvertrag hat schon seine Vorteile. Thomas wurde gefangen und getötet.
Wenn zwei sich streiten …
Die Nutznießer dieser langwierigen Auseinandersetzung waren vor allem die Araber. Zwar hatten sie mit Thomas den falschen Prätendenten unterstützt, doch konnten sie die durch den Bürgerkrieg entstandene Schwäche des Reiches nutzen. 824 wurde durch eine aus Spanien kommende Flotte Kreta erobert, 827 wurde fast ganz Sizilien besetzt, sogar das jetzt Marsala heißende vormalige Lilybaeum, das zur Römerzeit noch als uneinnehmbar galt. Palermo fiel 831, Syrakus allerdings erst 878. In Unteritalien wurden Brückenköpfe geschaffen, so konnte 839 Tarent erobert werden. Doch wir greifen vor.
Theophilos reizt den Kalifen
829 starb Michael, wir können wohl von einem natürlichen Tod ausgehen, obwohl ein Alter von 59 Jahren auch zur damaligen Zeit nicht als hochbetagt galt. Ihm folgte sein sechzehnjähriger Sohn Theophilos (813 bis 842, reg. 829 bis 842). Der war zwar gebildet, aber nicht unbedingt klug. Im Kampf gegen die Araber war er zwar zunächst erfolgreich und eroberte und zerstörte Zapetra, den Geburtsort des Kalifen al-Mutasim bi-Llah (796 bis 842, reg. 833 bis 842). Aber so einen Kalifen reizt man nicht ungestraft. Schon aus Reputationsgründen musste dieser reagieren. Mit einem Teil seiner Armee schlug er Theophilos, mit dem anderen marschierte auf Amorion, den Herkunftsort der Dynastie des byzantinischen Kaisers. Auge um Auge, Wiege um Wiege, sozusagen. Am 23. September 838 fiel die Stadt nach 55-tägiger Belagerung. Sie wurde dem Erdboden gleichgemacht, die Einwohner getötet oder versklavt. Nun hatte Theophilos Probleme mit seiner Reputation.
Bei der Eroberung und Zerstörung Armorions fielen auch 42 byzantinische Anführer in die Hände der Muslime. Sie wurden nach Samarra, die Hauptstadt des Kalifats, verschleppt, wo der Kalif sich große Mühe gab, sie zum Islam zu bekehren. Da dies nicht gelang, wurden sie 845 geköpft und ihre Leichen in den Tigris geworfen. In der byzantinischen und christlichen Tradition haben sie als die 42 Märtyrer überlebt, an die man jeweils am 6. März gedachte und vielleicht mitunter noch gedenkt.
Schon vor dem Angriff des Kalifen hatte Theophilos Stress mit den Bulgaren. Den von seinen Vorgängern 815 ausgehandelten Frieden brach er 836, neun Jahre vor dem vereinbarten Ablauf. Auch hier können wir sagen, dass er das besser nicht getan hätte. Wir erinnern noch die Unterstützung des Khans für Theophilos‘ Vater. Der Sohn verlor nun eine Reihe von Festungen und insbesondere den Zugriff auf wichtige Versorgungswege, vor allem die Via Militaris, die von Konstantinopel nach Singidunum, heute Belgrad, führte. Ebenso scheiterten seine Versuche, Kreta auf diplomatischem Wege zurückzuerlangen. Der Emir von Córdoba, der hier das Sagen hatte, lehnte dankend ab. Immerhin schickte man sich gegenseitig Delegationen. Das ist ja auch schon mal was.
Theophilos konnte zumindest als Verwaltungsfachmann glänzen. Man lobte seine Gerechtigkeit und aufgrund seiner effizienten Administration hinterließ er ein Reich, dessen Finanzen in bester Ordnung waren. Wo wollen wir ihn loben und bedenken, dass er hätte ein Großer sein können, wenn er außenpolitisch ein wenig Mäßigung gezeigt hätte.
Der dritte Michael
Nach dem Tod Theophilos‘ im Januar 842 kam sein Sohn Michael III. (839/840 bis 867, reg. 842 bis 867) auf den Thron. Er war erst zwei Jahre alt, sein älterer Bruder Konstantinos (gest. 835) war bereits gestorben. So regierte seine Mutter Theodora (um 810 bis 867). Das tat sie mit dem Eunuchen Theoktistos (gest. 855) an ihrer Seite durchaus erfolgreich. Die Staatsfinanzen wurden weiter konsolidiert und in der Kirchenpolitik ließ sie wieder die Bilderverehrung zu, was ihr in der orthodoxen Kirche später den Status als Heilige einbrachte.
Irgendwann wollte dann Michael aber auch regieren und zeigen, was er kann. Unterstützt von Theodoras Bruder Bardas (gest. 866) ließ er 855 Theoktistos ermorden und schickte ein Jahr später seine Mutter mit vier Töchtern in ein Kloster. Am 15. März 856 übernahm er die Alleinherrschaft. Im Konflikt mit den Arabern gab es im Jahr 863 eine Niederlage und einen Sieg, die ständige Bedrohung blieb. Es gab aber keine gravierenden Veränderungen der Machtpositionen.
Ein Blick nach Bulgarien
Wir wollen an dieser Stelle ein wenig intensiver auf das große Reich auf dem Balkan, also nach Bulgarien schauen, da sich der dortige Khan Boris I. (gest. 907, reg. 852 bis 889) etwa im Jahr 865 taufen ließ. Taufname war Michael, eine Reverenz an Michael III., seinen Taufpaten. Sowohl die katholische als auch die orthodoxe Kirche hatten sich um den bulgarischen Herrscher bemüht. Die Römer scheinen den Bulgaren ein eigenes Patriarchat verweigert zu haben, so dass Konstantinopel am Drücker war. Hinzu kam, dass Michael bereits 863 mit einem Feldzug gedroht hatte. So viel zur Motivationslage für die Taufe des Khans. Mit dem Patriarchat wurde es aber auch so nichts, das kirchliche Primat beanspruchte Ignatios I. von Konstantinopel (798 bis 877, amt. 847 bis 858 und 867 bis 877) für sich. Bulgarien bekam einen orthodoxen Erzbischof. Papst Johannes VIII. (vor 852 bis 882, amt. 872 bis 882) fand das nicht wirklich gut und drohte mit der Exkommunikation des Patriarchen von Konstantinopel.
Es blieb ein wenig bunt in Bulgarien. Erst musste Boris eine heidnische Revolte niederschlagen, die von dem ostfränkischen König Ludwig II. (806 bis 876, reg. 843 bis 876) unterstützt wurde. Beide hatten vor einige Zeit noch gegen das mährische Reich gekämpft, das im Nordwesten der Bulgaren und Südosten der Franken zwischen beiden Reichen lag. Die Mähren versuchten, die kirchenpolitischen Zwistigkeiten zwischen Rom und Konstantinopel auszunutzen. Ihr Fürst Rastislav (gest. nach 870, reg. 846 bis 870) wandte sich mit Hilfsgesuchen an beide, in der Hoffnung, etwas Unterstützung in der Sandwich-Position zwischen dem Ostfränkischen und dem Bulgarischen Reich zu bekommen.
Michael schickte mit Konstantinos und seinem Namensvetter Michael (etwa 815 bis 885) im Jahr 863 zwei Missionare nach Mähren, die wir unter den Namen Kyrill und Method besser kennen. Die beiden übersetzten die Bibel in das ihnen geläufige makedonisch-slawische, was für die slawisch sprechenden Völker eine enorme Bedeutung in der weiteren eigenständigen Entwicklung hatte. Die nach Kyrill benannte Schrift entwickelte sich in Folge aus der von den beiden neu geschaffenen Glagolica-Schrift. Ihre Mission und ihr Schicksal lassen wir wie so viele religionsgeschichtliche Entwicklungen im Dunkeln, auch wenn ihr Schicksal nicht ohne Reiz für einen Erzähler ist, unterstellten sie sich doch obgleich von Michael III. geschickt dem Papst in Rom. Wir waren in Bulgarien unterwegs und da wollen wir jetzt auch weitermachen.
Nachdem Boris die Revolte überstanden hatte, wollte er sich aus der Abhängigkeit von Byzanz befreien. Die Hoffnung auf einen eigenen Patriarchen hatte sich nicht erfüllt. So war Boris ein wenig mucksch und wandte sich 866 an den Papst. Der schickte Missionare, die orthodoxen Priester wurden vertrieben. Zwischen Rom und Konstantinopel ging es nun hin und her. Man bannte sich gegenseitig, der Patriarch Photios I. (um 815 bis 893, amt. 858 bis 867 und 878 bis 886) erklärte den Papst Nikolaus I. (820 bis 867, amt. 858 bis 867) für abgesetzt, ein fröhliches Hin und Her mit einem am Ende besseren Ende für die Ostkirche. 890 legte Boris seine Herrschaft nieder und zog sich in ein Kloster zurück. Um Versuche seines ältesten Sohnes, den heidnischen Tengrismus wieder einzuführen, zu vereiteln, verließ er dieses noch einmal. Er berief 893 den Großen Rat der Bojaren ein und sorgte dafür, dass sein drittältester Sohn Simeon die Herrschaft übernehmen konnte. Das Ganze verlief nicht unblutig, Verteidigung des Christentums hin oder her. Unter Simeon I., der auch der Große genannt wurde, blühte, wie wir wissen, das Bulgarische Reich auf.
Das nächste Mal schauen wir dann wieder, wie es im Byzantinischen Reich weiterging.