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(124) Das Reich des Theoderich

Theoderich war durch beherztes Vorgehen, das gelegentliche Erschlagen von Konkurrenten und glückliche Umstände nun Herrscher eines Reiches, das ganz Italien, den Alpenraum bis hinauf nach Augsburg und Regensburg sowie Dalmatien umfasste. Kleinere Ergänzungen in Südgallien und dem eigentlichen Stammland Pannonien kamen im Laufe der Zeit dazu.

 

Sicherung der Herrschaft

493 ließ er sich von seinen Leuten wieder zum König krönen. So war er offiziell sowohl König der Ostgoten als auch patricius im Römischen Reich. Zenons Nachfolger Anastasios I. (um 430 bis 518, reg. 491 bis 518) übersandte ihm 497/498 die Insignien des weströmischen Kaisertums, die Odoaker 476 mit der Begründung, man benötige sie nicht mehr, nach Konstantinopel geschickt hatte. Dies war zumindest eine de facto Anerkennung der Rolle Theoderichs als Herrscher im Westen - und sicherlich auch ein Hinweis, dass der Kaiser in Konstantinopel sich als augustus sah, also als Oberhaupt eines wieder vereint gedachten Römischen Reiches. Um die eindeutige Bezeichnung, was Theoderich denn nun war, drückten sich aber beide. Er selbst nannte sich schlicht rex, ohne jegliche Ergänzung, und vermied Maßnahmen, die man als Eingriffe in kaiserliche Rechte hätte verstehen können. So ließ er keine eigenen Goldmünzen prägen, griff nicht in die kaiserliche Gesetzgebung ein, beschränkte sich also auf Edikte und ließ die Konsuln immer durch den Kaiser bestätigen.

 

Von Zenon war er seinerzeit zum patricius und magister militum ernannt worden. Diese Titel, seine vorsichtige Politik gegenüber dem Kaiser und nicht zuletzt seine Persönlichkeit sorgten dafür, dass er nicht nur von seinen gotischen Gefolgsleuten, sondern auch von der italienischen Oberschicht anerkannt wurde. Diese gewann er durch ein rücksichtsvolles Vorgehen, der römische Senat durfte seine Privilegien behalten und konnte auch die Stadt regieren, während Theoderich von Ravenna aus sein Reich beherrschte. Ja, den Senat in Rom gab es auch noch, man mag sich wundern. Aus dem Organ, das einst die Welt regierte, war nun allerdings eine Stadtverordnetenversammlung geworden. Aber als Senator in einer Reihe mit Cicero und Scipio Africanus zu stehen, das gab einem sicher ein Gefühl von Wichtigkeit.

 

Theoderich hatte nach der Erringung der Herrschaft das Problem zu lösen, was er mit seinen Soldaten machen sollte. Zur Sicherung der Herrschaft waren sie zweifelsohne weiterhin dringend erforderlich. Er achtete insgesamt sehr darauf, dass die ethnischen Gruppen, so unterschiedlich sie in sich gewesen sein mögen, streng voneinander getrennt blieben. Sein Heer als Machtbasis wollte er als strikt gotische Einheit belassen. Seine Soldaten dankten es ihm aufgrund dieser Sonderstellung mit einer besonderen Loyalität.

 

Ihre Entlohnung der Armee konnte Theoderich nun aber nicht mehr durch Beutezüge oder kaiserliche Abgaben sicherstellen. Er musste einen geordneten Regelbetrieb innerhalb seines neuen Reiches organisieren. Das Problem der Versorgung von Soldaten nach Kriegen ist ja nicht neu, wir kennen es beispielsweise aus den immer wiederkehrenden Problemen der Versorgung der Veteranen am Ende der römischen Republik. Welche Lösung Theoderich fand, wissen wir nicht. Es mag sein, dass seine Soldaten bei den Großgrundbesitzern einquartiert und an den Steuereinnahmen beteiligt wurden, vielleicht sogar anteilig Land zugewiesen bekommen haben. Dass die Oberschicht trotz solcher oder ähnlicher Maßnahmen zu Theoderich hielt, wollen wir nicht unterschätzen. Sicherlich unterstützen einige seiner Maßnahmen wie die Restaurierungsmaßnahmen in Rom den Rückhalt in der Bevölkerung aller Schichten. Endlich ein Herrscher, der sich kümmerte! Er muss eine begnadete Führungspersönlichkeit gewesen sein, auch wenn sein von ihm gepflegter Status als vom Kaiser akzeptierter Verwalter des weströmischen Kaiserreiches die Akzeptanz deutlich gefördert haben wird.

 

Heiratspolitik

Was machte er nun aus seiner neuen Herrschaft und der ihm damit zugewachsenen Macht? Nach innen hatte er sich anscheinend kaum mit Konkurrenten auseinanderzusetzen, zumindest sind keine Usurpationsversuche überliefert. Das mag durchaus auch daran gelegen haben, dass er immer auf eine enge Verbindung zu seinen Soldaten geachtet hatte. Das Konzept der strikten Trennung von Goten zu den römischen Einwohnern Italiens wird hierbei von großer Bedeutung gewesen sein.

 

Weite Teile des heutigen Österreich gehörten ja zu Theoderichs Reich. Insofern wundern wir uns nicht, dass seine Außenpolitik durch den österreichischen Grundsatz "Tu felix Austria, nube" geprägt war. Wir haben von dieser Ehepolitik Theoderichs schon gehört, wollen sie aber noch einmal im Zusammenhang aufführen.

  • 493 hatte Theoderich Audofleda, die Schwester des Frankenkönigs Chlodwig I., geheiratet.
  • Seine Tochter Thiudigotho (476 bis 503) wurde die Gattin von Alarich II., König der Westgoten.
  • Ihre Schwester Ariadne „Ostrogotho“ heiratete 496 den Thronfolger Burgunds Sigismund.
  • Amalafrida, die Schwester Theoderichs, wurde um 500 die Ehefrau des vandalischen Herrschers Thrasamund.
  • Und um 510 wurde deren Tochter Amalaberga schließlich mit dem Thüringer Herminafried vermählt.

Wenn wir so wollen, war es Theoderichs Ziel, ein informelles Bündnissystem der germanischen Reiche unter seiner Ägide zu schaffen, um so gegen mögliche Angriffe gewappnet zu sein. In diesem System sah er sich als die entscheidende Steuereinheit. Den Begriff der Spinne im Netz scheint uns an der Stelle doch etwas zu pejorativ. Theoderich was allein aufgrund von Größe und Lage seines Herrschaftsgebietes die zentrale Figur in Mitteleuropa.

 

Auseinandersetzungen mit Ostrom

Der Plan war klug. Aber, „Das Werk ist die Totenmaske der Konzeption“, sagt Walter Benjamin (1892 bis 1940) und hat sehr recht damit. So scheiterten dann auch Theoderichs Pläne an der Realität. Neben der ausgreifenden Expansion der Franken unter Chlodwig I., auf die Theoderich kaum Einfluss hatte und die er nicht einhegen konnte, war sein eigener Machthunger mitverantwortlich dafür.

 

Das Verhältnis zwischen dem ostgotischen und dem oströmischen Reich blieb während der gesamten Herrschaftszeit Theoderichs in einem formal ungeklärten Zustand. War Theoderich in Abstimmung mit Zenon nach Italien gezogen und regierte er nach der Niederringung Odoakers entsprechend im Auftrag des Kaisers, der als augustus über ihm stand? Oder war er König eines unabhängigen Reiches und agierte auf Augenhöhe? War lediglich der Sieg über Odoaker Teil der Abrede gewesen und nicht vielmehr ein wichtiger Schritt beim Aufbau eines eigenen Reiches?

 

Zu den glücklichen Umständen Theoderichs Herrschaft gehörte, dass Anastasios seine Kraft auf die Konsolidierung seines eigenen Herrschaftsbereichs konzentrieren musste. Nach den vielen Usurpationsversuchen, die zuvor Zenon durchstehen musste, können wir dies gut nachvollziehen. Auf jeden Fall blieb den Ostgoten zunächst eine kriegerische Auseinandersetzung mit Konstantinopel erspart. Im Gegenteil, Anastasios suchte einen Ausgleich mit Theoderich und wollte ihn in sein Herrschaftssystem einbinden. Die Dinge in Italien liefen so, wie Theoderich sie laufen ließ.

 

Theoderich fand sich allerdings in einer Gemengelage, die durch einen Religionsstreit zwischen dem Westen und dem Osten gekennzeichnet war, wir schauen später auf die Hintergründe. Dies konnte er insofern ausnutzen, als er sich als Gegenpol zum Kaiser in Konstantinopel und somit als Schutzpatron der katholischen Kirche aufstellte. Und das, obwohl er selbst Arianer war. Im Allgemeinen versuchte er, sich in religiösen Fragen zurückzuhalten, und sie nur zu beeinflussen, wenn er damit seiner Herrschaft nutzen konnte.

 

498 kam es zu einer Papstwahl, bei der zwei Päpste gewählt wurden. Symmachus (gest. 514, amt. 498 bis 514) siegte, der unterlegene Laurentius (gest. 506/507) hatte allerdings die Unterstützung des römischen Senats. Theoderich mischte sich in die folgenden Streitigkeiten erst ein, als er die Unterstützung der Kirche im Konflikt mit dem oströmischen Reich benötigte. So konnte Symmachus erst 506 den auf Ausgleich mit Konstantinopel bedachten Laurentius gänzlich verdrängen. Mit den italischen Eliten erreichte Theoderich durch diese zurückhaltende Politik, die sich von der der Vandalen deutlich unterschied, eine Win-Win-Situation. Theoderich ließ ihnen ihre Ämter, die örtliche Entscheidungsgewalt und ihr Prestige und konnte so seine Herrschaft auf eine funktionierende Zivilverwaltung stützen.

 

Wie seit vielen Jahrhunderten war auch in diesen Jahrzehnten die Ostgrenze des Römischen Reiches ein steter Unruheherd. Von 502 bis 506 tobte wieder einmal ein Krieg mit den Persern. Die entsprechende Schwächung Konstantinopels im Westen nutzte Theoderich aus, um im Jahr 504/505 wesentliche Teile Pannoniens zu besetzen, insbesondere auch den Verkehrsknotenpunkt Sirmium, das heutige Sremska Mitrovica. Dieses Gebiet wurde mittlerweile im Auftrag des oströmischen Kaisers durch die Gepiden kontrolliert. Vielleicht wollte Theoderich sich auch nur für deren Versuch, seinen Marsch nach Italien zu stoppen, rächen.

 

Ausschlaggebender wird aber gewesen sein, dass Theoderich die Nordostflanke seines Reiches absichern wollte. Über Pannonien waren ja bereits in der Vergangenheit einige Eroberungszüge nach Italien gelaufen. Der Einfall der Hunnen war noch in guter Erinnerung. Konstantinopel konnte sich diese Verletzung des eigenen Einflussbereiches natürlich nicht gefallen lassen. Es schickte den magister militum per Illyricum Flavius Sabinianus (um 500), Sohn des Sabinianus Magnus, der etwa 25 Jahre zuvor Theoderichs Tross und Nachhut überwältigen konnte, nach Norden, um wieder für Ordnung zu sorgen. Er hatte weniger Glück als sein Vater. Beide Seiten hatten sich mit Verbündeten verstärkt, die Römer schon traditionell mit den Bulgaren, die Ostgoten mit einem lokalen Warlord, vielleicht einem römischen Heerführer gepidischen Ursprungs namens Mundo (gest. 536). Bei Horreum Margi, dem heutigen Ćuprija in Serbien, setzten sich die Goten durch, Sabinianus musste fliehen.

 

In den nächsten Jahren kabbelte man sich an unterschiedlichen Orten, die oströmische Flotte plünderte ein wenig in Süditalien, die Ostgoten unterstützen einen Rebellen und Ähnliches mehr. Auch wenn man allmählich wieder etwas gesitteter miteinander umging, war an eine vertrauensvolle Zusammenarbeit nicht mehr zu denken. Durch seinen Ausflug nach Pannonien hatte sich Theoderich die von ihm selbst geschaffene Grundlage, als Verwalter und Herrscher des Westreiches akzeptiert zu werden, selbst zerstört.

 

Anastasios I. sorgte nun dafür, dass das sorgsam gesponnene Heiratsgeflecht nicht das Schutznetz für Theoderich wurde, das dieser sich erhofft hatte. Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Diesen Lehrsatz nahm sich der Kaiser zu Herzen und suchte die Kooperation mit Chlodwig I. Wir erinnern den "Tag von Tours" im Jahr 508. Die Franken waren weit weg und somit keine unmittelbare Gefahr. Wenn Theoderich sich mit diesen rumschlagen musste, konnte er sich schwerlich gegen Konstantinopel wenden und wurde zudem angreifbar. In den Jahren ab 506 sollte Theoderich dann merken, dass seine Idee, der informelle Herrscher des Westens zu sein, dem die einzelnen germanischen Reiche folgten, nicht mehr als genau das war: eine Idee. Die Niederlage der Westgoten gegen die Franken im Jahr 507 bei Vouillé konnte er trotz aller Warnungen an Chlodwig nicht verhindern, da zeitgleich die oströmische Flotte Italien bedrohte.

 

Herrschaft über die Westgoten

Wir haben bereits gesehen, dass Theoderich 511 de facto die Herrschaft über das Westgotenreich übernahm, der rechtmäßige Herrscher Amalarich, sein Enkel, war noch zu jung. Aus dieser Position zog er einigen Gewinn, der westgotische Königsschatz wurde nach Ravenna verlegt und die Westgoten durften nun ihre Steuern an den König der Ostgoten entrichten. Er hatte dann auch noch die Kraft, selbst ein wenig nach Gallien zu ziehen, den Burgundern wurden Eroberungen abgenommen, die sie sich im Kampf gegen die Westgoten einverleibt hatten.

 

Chlodwig tat das nicht wirklich weh, er freute sich über das Bündnis mit dem Kaiser in Konstantinopel und dessen Geschenke. Gleichwohl war es ein kleiner Erfolg, den Theoderich gegen die Burgunder erzielte. Diese waren jedoch nicht unterworfen, sondern nun als strukturelle Gegner der Ostgoten umso mehr an Konstantinopel orientiert. Das lag weit weg, letztlich waren daher der Einfluss der unmittelbaren Nachbarn, also der Franken und der Ostgoten stärker.

 

Nach der Ermordung Sigerichs, Sohn der ostgotischen Ariadne und damit Enkel Theoderichs durch Sigismund, fielen die Ostgoten 522/523 in Burgund ein und eroberten weitere Gebiete im Süden. Auch die Franken nutzten die Schwäche der Burgunder, wie wir wissen.

 

Das Ende

Das Zusammenspiel mit den Vandalen lief deutlich unerfreulicher für Theoderich. Wir haben bereits gesehen, dass seine Schwester Amalafrida sechstausend Männer unter Waffen mit nach Afrika brachte, als sie die Ehe mit Thrasamund einging. Trotzdem halfen die Vandalen nicht, als die oströmische Flotte vor Italien auftauchte. Wir haben auch gesehen, dass es für Amalafrida selbst nicht gut ausging und diese Truppe nicht ausreichte, den von ihr unterstützten Putsch gegen Hilderich, den Nachfolger ihres Mannes, zum Erfolg zu verhelfen. Sie wurde gefangen und eingekerkert, wo sie 525 starb. Theoderichs Rachefeldzug scheiterte dann daran, dass er selbst verstarb.

 

In den letzten Jahren seiner Herrschaft war immer deutlicher zu erkennen, dass das Reich sehr durch seine Person zusammengehalten wurde und noch kein in sich gefestigtes Staatswesen war. Insgesamt verschob sich das Gewicht immer mehr in Richtung des Katholizismus. Theoderich geriet mit seinem arianischen Bekenntnis zunehmend ins Abseits. Ostrom, die Burgunder, die Franken und seit Hilderich auch die Vandalen standen auf der anderen Seite.

 

Religionsstreitigkeiten

Probleme in den Religionspolitik gab nicht nur zwischen Arianern und Katholiken. Das Machtgerangel zwischen der römischen Kirche mit dem Papst an der Spitze und den Patriarchen im Osten nahm zu. Wir wollen an dieser Stelle nicht tiefer auf das in diesen Jahren diskutierte sogenannte Akakianische Schisma – benannt nach dem Patriarchen Akakios von Konstantinopel (gest. 489, amt. 471 bis 489) - eingehen, werden das aber bei Gelegenheit nachholen, wenn wir uns etwas näher mit dem Oströmischen Reich beschäftigen. Der neue Kaiser Justin I. (um 450 bis 527, reg. 518 bis 527) hatte an dieser Stelle eine mehr dem Katholizismus zuneigte Rolle als sein Vorgänger und konnte diesen Zwist beenden. Damit war ein wesentlicher Argumentationsstrang der ostromfeindlichen Fraktion in Ravenna weggefallen.

 

Theoderich versuchte nun auf einem eher merkwürdigen Weg, auch für die homöischen Arianer zu einem Ausgleich mit dem Kaiser zu kommen. Er schickte in dieser Sache den immerhin ja katholischen Papst Johannes I. (gest. 526, amt. 523 bis 526) mit einem entsprechenden Verhandlungsauftrag nach Konstantinopel. Der hatte wenig Lust, sich für die Arianer einzusetzen, musste sich aber fügen. Justin feierte den Papst, warf sich vor ihm sogar auf den Boden. Als Dank krönte ihn Johannes. Die Mission insgesamt erfüllte dann allerdings auch ihren eigentlichen Zweck: Die antiarianischen Maßnahmen wurden zurückgenommen. Gleichwohl war Theoderich mehr als verärgert über die Verbrüderung von Justin und Johannes und nahm den Papst direkt nach seiner Rückkehr gefangen. Die harsche Reaktion ist ein weiterer Hinweis auf Theoderichs altersbedingt zurückgehende Souveränität. Johannes starb in Gefangenschaft, Theoderich überlebte ihn nur um gut einhundert Tage.

 

Theoderich war es zwar gelungen, in Italien, der Alpenregion und Dalmatien ein größeres Reich zu schaffen und dieses de facto auf die gleiche Stufe wie das Oströmische zu heben, eine Leistung, die wir bewundern müssen. Sein Ansatz, dieses Reich durch eine geschickte Heiratspolitik zu stabilisieren und ihm sogar zu einer Vormachtstellung im Westen zu verhelfen, war jedoch gescheitert. Theoderich erkannte dies natürlich. Vielleicht wurde er deshalb in seinen letzten Jahren immer dünnhäutiger und ließ Opponenten und Gegner verfolgen und hinrichten. Auch Prozesse gegen anerkannte Gelehrte wie Anicius Manlius Severinus Boëthius (etwa 480 bis 524) ließ er einfach laufen.

 

Die Nachfolgeregelung war nicht einfach, da Theoderich keine Söhne hatte. Auf Platz 1 der Thronfolge stand mit Eutharich (480 bis 522) der Ehemann seiner Tochter Amalasuintha, seines Zeichens Westgote. Der hatte einen guten Start, Justin I. machte ihn sogar 519 zum Konsul, eine hohe Ehre, insbesondere da der Kaiser selbst das andere Konsulamt übernahm. Die Rolle der Ostgoten als Regenten eines verbliebenen »gedachten« Westreiches wurde so gestützt. Wir haben aber schon mehrfach gelernt, dass viele Pläne scheitern. So auch dieser. Eutharich starb noch vor Theoderich, so dass Amalasuinthas Sohn Athalarich nachrückte und nach Theoderichs Tod am 30. August 526 mit immerhin zehn Jahren auf den ostgotischen Thron folgte. Schon Eutarich war als Thronfolger umstritten gewesen. Er war als Westgote tendenziell ein Fremdling und zudem kein direkter Abkömmling Theoderichs. Für Athalarich trat dann seine Mutter Amalasuintha als Regierungschefin auf, was die Sache aus der Sicht mancher Zeitgenossen nicht besser machte. Ist eine Frau in der Rolle ungeeigneter als ein angeheirateter Westgote? Wir denken nicht einmal darüber nach. 

 

Was danach aus dem ostgotischen Reich wurde, das sehen wir uns das nächste Mal an.