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(19) Akkader - Amurriter - Kassiten

In dieser Folge werden wir in schnellen Schritten die Geschichte Babyloniens von der Mitte des 3. Jahrtausends bis etwa 1000 v. Chr. durchwandern. Wir könnten vieles über viele Herrschaftswechsel in vielen kleinen Königreichen berichten, wollen uns aber auf die Völker konzentrieren, denen die Bildung eines größeren Reiches gelang. So beginnen wir mit den Akkadern, die wir in der letzten Folge schon als Sieger über Lugalzaggesi, den selbsternannten König von Sumer, erleben durften.

 

Akkader

Die Akkader, Nachkommen semitischer Einwanderer, bestimmten die nächsten 150 Jahre bis etwa 2200 v. Chr. die Geschichte in Mesopotamien. Prägende Figur war der Reichsgründer Sargon I., der nach der sogenannten »Mittleren Chronologie«, an die wir uns hier soweit möglich halten wollen, von 2334 bis 2279 v. Chr. regierte. Nach einer anderen, der »Kurzen Chronologie«, war er von 2292 bis 2236 v. Chr. an der Macht. Und je mehr Bücher Du liest, umso mehr Zeitspannen wirst Du finden. Die Größenordnung stimmt und wir verstecken für diese geschichtliche Epoche mal unser Korinthenkacker-Gen.

 

Die Grundlage seines Reiches schuf Sargon mit der Unterwerfung der sumerischen Stadtstaaten, beginnend mit Uruk. Später gelang die Eroberung ganz Mesopotamiens, Teilen Syriens und Kleinasiens im Westen und des iranischen Elam im Osten. Mit Akkad baute er seinem neuen Reich eine eigene neue Hauptstadt. Leider wurde sie bis heute nicht gefunden, vermutlich lag sie in der Nähe des heutigen Bagdad.

Seine Erfolge verdankte Sargon insbesondere einer neuen Kampftechnik. Seine leichten Bogenkämpfer waren den schwerfälligen, mit Lanzen bewaffneten sumerischen Phalangen deutlich überlegen.

 

Akkad war eine wirkliche Großmacht, mit allem, was dazugehört. Es gab Aufstände der unterworfenen Völker und Städte. Die Handelsbeziehungen wurden ausgreifender und beförderten ebenso wie die größere Vielfalt der Stämme im Inneren die kulturelle Vielfalt und Innovationen in Wissenschaft und Technik. Bei all dieser Diversität sind dennoch keine Berichte über Wokeness-Diskussionen überliefert. Das muss aber nichts heißen.

Wichtig für die Akkader war insbesondere der Kontakt nach Ägypten, wo sich ja auch eine neue Großmacht zu formieren begann. Von dort kam unter anderem auch die Idee, dass Herrscher und Gottheit sehr nahe zueinander stünden. Nachfolger Sargons nannten sich sogar »Gott von Akkad«. Das wäre bei den Sumerern noch völlig undenkbar gewesen. Ihr Staatsaufbau und Denken waren deutlich weniger zentralistisch auf den jeweiligen Priesterfürsten angelegt.

 

Die vermeintliche Gottesnähe half den Akkadern letztlich aber wenig. Ihre Herrschaft hielt gerade einmal vier Generationen. Sargons Enkel Naramsin (reg. 2254 bis 2218 v. Chr.), in dem manche den Namensgeber der biblischen Nimrod-Figur sehen, war der vierte Herrscher in der Dynastie. Er konnte zwar das Reichsgebiet noch einmal vergrößern, doch spätestens sein Sohn und Nachfolger Sarkalisarri (reg. 2218 bis 2193) musste sich immer stärkeren internen und externen Angriffen erwehren und wurde letztlich wohl durch eine Palastrevolution beseitigt und ermordet.

Wir wollen aber nicht zu streng sein. Von Victoria, die 1837 Königin wurde, bis zu Charles III. sind es auch nur fünf Generationen und doch eine lange Zeit, in der viel passiert ist. Wir wünschen Charles auf jeden Fall ein glücklicheres Schicksal als Sarkalisarri.

 

Die zunehmende Schwäche des Reiches hing auch mit starken Klimaveränderungen vor 4.200 Jahren, dem sogenannten 4,2K-Ereignis zusammen. Die Zeit war von extremer Dürre verbunden mit zurückgehenden Temperaturen geprägt. Das zeigte sich in Nordafrika, wo Trockenheit und Kälte das Ende des Alten Reiches in Ägypten beförderten. Ebenso betroffen waren der Nahe Osten, Mesopotamien, Indien, China und sogar Amerika. Nach Herrn Bond, nicht James, sondern Gerard, tauchen solche Kälteeinbrüche in gewisser Regelmäßigkeit alle 1.500 Jahre auf, wobei es auch mal 900 und mal 2.300 sein können. Das letzte dieser »Bond-Ereignisse« war die »Kleine Eiszeit« vom 15. bis in das 19. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Rein klimakrisentechnisch können wir also nicht auf eine baldige durch diese Zyklen bedingte Abkühlung hoffen.

 

Gutäer und doch noch einmal die Sumerer

Doch zurück nach Mesopotamien, wo das Akkadische Reich gerade seinem Ende entgegen taumelte. Die sumerischen Städte erhoben sich und die Gutäer, ein Stammesvolk aus den iranischen Bergen nutzten diese Situation aus, indem sie den nördlichen Landesteil eroberten und sich dort für etwa 100 Jahre behaupteten. Über die Gutäer und ihr Land Guti wissen wir wenig. Auch ihre vermutete Verwandtschaft zu den Lullubäern hilft uns da nicht weiter. Die Namen waren damals sicherlich andere, so dass wir nicht davon ausgehen können, dass sich die Akkader durch die freundlich klingenden Begriffe wie Guti oder Lullubä(e)r haben einlullen lassen.

Ebenso wie die Gutäer konnte sich nun auch das Reich Elam, das von Sargon I. und seinen Söhnen in großen Teilen unterworfen worden war, rächen und seinerseits in akkadisches Gebiet einfallen.

Utuhengal von Uruk (reg. 2119 bis 2112 v. Chr.) gelang es schließlich, die Gutäer zu vertreiben. In der Folge setzte sich dann die Stadt Ur mit Utuhengals Bruder Urnammu (reg. 2112 bis 2094 v. Chr.) als König an die Spitze des südlichen Mesopotamiens. Seine größte Leistung lag im Aufbau einer effizienten Verwaltung. Der Codex Urnammu war eine der ersten fixierten Rechtsordnungen. Auch wenn sich das für uns jetzt ein wenig langweilig liest, die Menschen damals werden nicht so ganz unfroh gewesen sein.

 

Trotz dieser neuerlichen Renaissance der sumerischen Herrschaft, war doch klar, dass die Semiten zahlenmäßig immer mehr die Überhand gewannen. Die Vorherrschaft von Ur endete nach etwa 100 Jahren. Das Nomadenvolk der Amurriter und die Elamiter fielen in Mesopotamien ein. Der letzte sumerische König, Ibbi-Sin (reg. 2028 bis 2004 v. Chr.) aus der Stadt Ur, starb 2004 v. Chr. in elamitischer Gefangenschaft.

 

Amurriter

Der Herrschaftswechsel zu den Amurritern war in der Folgezeit ein sehr mählicher Prozess. Es gab weiterhin sumerische Herrscher von Kleinstaaten. So veröffentlichte König Lipiteschtar (reg. 1870 bis 1860 v. Chr.) aus dem mittelbabylonischen Isin um 1865 v. Chr. eine Gesetzessammlung in Sumerisch. Letztlich konnte sich der sumerische Herrschaftsanspruch gegenüber den eingewanderten westsemitischen Amurritern nicht durchsetzen. Für Juden, Christen und Muslime ist dieses Volk von halbnomadisierenden Beduinen vor allem deshalb interessant, weil ihm der biblische Urvater Abraham entstammen soll. Es gibt sogar Stimmen, die diesen mit Brahma, dem Gott der Hindus, gleichsetzen, der mit Sarasvati verheiratet war, so wie Abraham mit Sara. Aber wir wollen keine Große Vereinheitlichte Theorie der Religionsgeschichte begründen. In der Physik ist man da ja auch noch nicht fertig.

 

Begeben wir uns lieber wieder auf den Boden der Tatsachen, soweit wir sie kennen.

Mit den Amurritern war es wie mit so vielen erfolgreichen Völkern in der Geschichte. Die ihnen letztlich machtpolitisch unterlegenen Kulturen schauten etwas maliziös auf sie herab, hielten sie für unzivilisierte Nomaden. Die Amurriter blieben entspannt, ließen die Sumerer und Akkader in ihrem Dünkel untergehen und übernahmen die Dinge, die ihnen für ihr eigenes Fortkommen nützlich schienen, so zum Beispiel die akkadische Sprache. Ein sehr utilitaristischer Standpunkt, aber eben erfolgreich. Die Römer mögen im 4./5. Jahrhundert n. Chr. ähnlich über die Germanen gedacht haben. Man kann also trefflich streiten, wer sich hier letztlich durchgesetzt hat, oder ob durch die Assimilation überhaupt noch von über- und unterlegenen Völkern gesprochen werden kann. Doch wie sagte Otto Rehhagel zu seiner großen Zeit immer: »Wichtig ist auf‘m Platz«. Und da standen die Amurriter, nicht die Sumerer.

 

Hammurabi

Der bekannteste amurritische Herrscher ist zweifelsohne Hammurabi (1792 bis 1750 v. Chr.). Er ist uns weniger durch seine politischen Erfolge in Erinnerung als durch eine 2 ¼ Meter hohe schwarze Stele. Auf dieser wurde der Codex Hammurabi verzeichnet, eine weitere Gesetzessammlung, die jedoch deutlich schärfer ausgelegt war, als die uns bereits untergekommenen von Urnammu oder Lipiteschtar. Wir wissen heute nicht, inwieweit diese Gesetze wirklich das Leben vor 3700 Jahren widerspiegeln. Die Todesstrafe für Mörder – als ein Beispiel für das von Hammurabi eingeführte Prinzip, Gleiches mit Gleichem zu vergelten – kennen wir noch heute aus (zu) vielen Staaten. Sogar aus solchen, wo die Mächtigen mit einem »So wahr mir Gott helfe« vereidigt werden. Der ein oder andere Chirurg wird jedoch froh sein, dass die Gesetzgebung sich weiterentwickelt hat. Hammurabi war noch sehr an dem Auge-um-Auge-Prinzip orientiert, oder eher Auge-um-Hand-Prinzip. Verlor ein Patient bei einer Operation ein Auge, musste der Arzt mit dem Verlust seiner Hand dafür büßen. Es ist verwunderlich, dass vor diesem Hintergrund auch risikoreiche Operationen wie die bereits geschilderten Schädelöffnungen durchgeführt wurden. Wir wissen ja, dass viele Patienten auch diese Eingriffe überlebten. Wie diese dann allerdings weiterhin gelebt haben, und wie viele Ärzte überlebt haben, wissen wir nicht und wollen es vielleicht auch gar nicht so genau wissen.

An dieser Stelle sei noch ein Hinweis gestattet, der uns einen kleinen Einblick in das Leben im antiken Mesopotamien gibt. In drei Artikeln des Codex Hammurabi geht es um das Bierbrauen. Wir wissen um die Bedeutung dieses Getränkes, dass aufgrund seines sauren Milieus viel weniger Keime enthielt, damit viel gesünder war, als schlichtes Wasser. Manche glauben, das sei heute noch so. Aus Hammurabis Stele lernen wir, dass es wohl Aufgabe der Frauen war, dieses lebenswichtige Getränk herzustellen. Auch Gilgamesch begegnet auf seiner Reise einer Bierbrauerin und die mesopotamische Göttin Inanna beklaut ihren Opa Enki, indem sie ihn unter den Tisch trinkt. 

 

Eine weitere Leistung Hammurabis war die Aufwertung der Stadt Babylon, die später Namensgeber für den gesamten Süden Mesopotamiens wurde. Den Aufstieg seiner Herrschaft – und damit seiner Residenz – schaffte er weniger durch militärische Leistungen denn durch geschickte Diplomatie, die sich die Zwistigkeiten des in viele Kleinstaaten zerfallenen Gebietes zu Nutze machte. Er beherrschte schließlich den gesamten Süden, also Babylonien und auch Teile des Nordens.

Hammurabis Sohn Samsuiluna (reg. 1750 bis 1712 v. Chr.) und den weiteren Herrschern gelang es, die amurritische Herrschaft weitere 200 Jahre bis etwa 1530 v. Chr. zu erhalten. Auslöser ihres dann folgenden Niedergangs war eine Expedition der Hethiter unter König Murschili I. (reg. 1620 bis 1590 v. Chr.). Diese kamen aus weiter Ferne im Westen, legten 1500 Kilometer zurück, eroberten, plünderten und zerstörten Babylon und zogen sich wieder zurück. Über das »Warum?« und »Wieso?« können wir nur rätseln. Sicher ist jedoch, dass ein Staat, der sich nicht gegen einen solchen Plünderungszug zu helfen weiß, nicht auf den sichersten Füßen gestanden haben kann.

 

Kassiten

Nutznießer der hethitischen Gewaltaktion waren jedoch – von der Beute abgesehen – nicht die Hethiter, sondern die Kassiten. Man vermutet, dass diese Volksgruppe wie schon die Gutäer aus dem iranischen Bergland stammte und schon länger versucht hatte, in die fruchtbaren Gebiete Babyloniens einzudringen. Um dies gewaltsam zu schaffen, waren sie zu schwach, es blieb die sukzessive friedliche Einwanderung – bis die Hethiter kamen. Als diese wieder reich bepackt gingen, hinterließen sie ein machtpolitisches Vakuum, das die Kassiten nur zu gerne füllten.

 

Aus der Anfangszeit ihrer Herrschaft wissen wir sehr wenig. Die in den Königslisten genannten Herrscher wie Agum II. (reg. um 1500 v. Chr.) sind nur spärlich bezeugt. Später werden die Quellen üppiger, auch deshalb, weil sich so etwas wie Außenpolitik entwickelte. Die Staaten begannen, sich in übergreifende politische Strukturen einzupassen. Entwicklungen innerhalb der Großmächte wurden von den anderen verfolgt, und es wurde versucht, darauf Einfluss zu nehmen.

 

Als Großmächte können wir neben dem babylonischen Reich der Kassiten natürlich Ägypten, Hatti, also den Staat der Hethiter, sowie das hurritische Mitanni nennen. Wir kommen auf alle drei noch zu sprechen. Sichtbares Zeichen dieser Entwicklung war das Gipfeltreffen zwischen dem Pharao Thutmosis III. (1458 bis 1425 v. Chr.) mit dem kassitischen König, vielleicht Karaindasch (reg. um 1430 v. Chr.) am Euphrat. Auch wenn Staatslenker zu dieser Zeit persönlich an Feldzügen teilnahmen und Thutmosis III. auch mehrfach nach Vorderasien zog, war ein diplomatisches Treffen zweier Herrscher doch außergewöhnlich. Es existiert auch ein reger Briefverkehr zwischen beiden Reichen, kassitische Prinzessinnen wurden an den ägyptischen Hof geschickt, als Gegenleistung gab es Gold für Babylonien. Wir wollen dies mal nicht unter dem Rubrum Menschenhandel vermerken.

 

Durcheinander 

Immerhin 300 Jahre überdauerte die Kassitenherrschaft in Babylon. Geschlagen und aus ihrer dominierenden Stellung verdrängt wurden sie durch die im Norden erstarkten Assyrer, insbesondere, nachdem diese sich 1365 v. Chr. unter Assur-Uballit I. (reg. 1365 bis 1330 v. Chr.) von der mitannischen Vorherrschaft hatten befreien können. Insgesamt gab es ein längeres Hin und Her, in dem auch die iranischen Elamiter, die wir ja schon kennen, kräftig mitmischten. Babylonien wurde zwischenzeitlich von assyrischen Statthaltern regiert, konnte sich wieder befreien, musste elamitische Angriffe hinnehmen, konnte Erfolge gegen die Assyrer verzeichnen und so hätte es ewig weitergehen können. Der Einfluss der Assyrer war aber ein stetes Element im kassitischen Reich, zumal der kassitische Herrscher Burna-Buriasch II. (reg. 1359 bis 1333 v. Chr.) eine Tochter Assur-Uballit I. zur Frau nahm. Die gemeinsamen Nachkommen waren damit mit dem assyrischen Königshaus verwandt, dass diese familiäre Nähe immer wieder nutzte, um seinen politischen Einfluss geltend zu machen. Dies geschah nicht immer friedlich. Tikulti-Ninurta I. (reg. 1243 bis 1207 v. Chr.) sah sich gezwungen, in Babylonien einzufallen, die Hauptstadt zu plündern und tausende Menschen zu versklaven. Sein Kollege aus dem Süden, Kaschtiliasch IV. (reg. 1232 bis 1225), wusste danach zumindest, was eine Harke ist. Es gelang Tikulti-Ninurta aber nicht, die assyrische Herrschaft im Süden Mesopotamiens zu stabilisieren, da sich nun die ebenfalls mit den Kassiten verschwägerten Herrscher von Elam einmischten.

Es ging noch ein wenig hin und her, bis schließlich Schutruk-Nachunte II. (reg. 1184 bis 1155 v. Chr.), seines Zeichens König von Elam, der Sache dann 1165 ein Ende machte. Er schnappte sich die berühmte Hammurabi-Stele und was er sonst noch so finden konnte und brachte es in seine Hauptstadt Susa. Sein Sohn Schutruk-Nachunte III. (reg. 1155 bis 1150 v. Chr.) vervollständigte die Unterwerfung des babylonischen Reiches, indem er auch die Statue des Reichsgottes Marduk nach Elam brachte.

Aber auch die Elamiter konnten sich nicht lange halten – trotz einer sehr strengen und harten Herrschaft. Es kam sogar noch einmal zu einer kurzen babylonischen Herrschaft unter Nebukadnezar I. (1121 bis 1100 v. Chr.), die jedoch ebenfalls nicht lange vorhielt. Immerhin konnte er die Marduk-Statue nach Babylon zurückholen.

 

Auch diesmal bedeuteten Einwanderer, diesmal die semitischen Aramäer vornehmlich aus dem heutigen Syrien, das Ende der bestehenden Herrschaft. Die Aramäer traten in der Geschichte nie wirklich als Herrscher eines einheitlichen Reiches auf. Sie besaßen viele unterschiedliche einzelne Machtzentren in Syrien, ähnlich wie wir es von den mesopotamischen Stadtstaaten her kennen. Durch den Druck, den die »Seevölker« ausübten - wir schauen da gezielter hin, wenn wir in Ägypten unterwegs sind -, wurden sie jedoch aus ihrer Heimat in Richtung Osten, also nach Mesopotamien gedrängt. Auch wenn sie machtpolitisch eher dezentral dachten, waren sie kulturell doch eines der prägenden Völker ihrer Zeit. Im 1. Jahrtausend v. Chr. entwickelte sich beispielsweise das Aramäische zur von allen genutzten Sprache in Wirtschaft und Verwaltung, die auch von der Achämeniden im späteren Persischen Reich gesprochen wurde.

Assyrien war zu stark und in sich gefestigt, aber in Babylonien konnten die Aramäer zunächst Erfolge erzielen. 1068 v. Chr. saß mit Adad-apla-iddina (reg. 1068 bis 1047 v. Chr.) das erste Mal ein Mensch aramäischer Abstammung auf dem babylonischen Thron. Viel Erfolg hatten die Aramäer als Machthaber nicht, das Land zerfiel wieder in eine Vielzahl von kleinen Königreichen, der Weltmachtanspruch aus der Zeit der Kassiten war Geschichte bzw. wurde er vom Assyrischen Reich übernommen. 

 

Insofern können wir zunächst nicht mehr von einer eigenständigen Entwicklung Babyloniens sprechen. Assyrien übernahm die Vorherrschaft und da schauen wir das nächste (und übernächste) Mal hin.