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(14) Der Alltag

Wir wollen dieses Mal darauf schauen, wie unsere Vorfahren in der Steinzeit gelebt haben. Dabei werden wir ganz schnell eine Vielzahl von Entwicklungsstufen durchschreiten. Das mag mit den vielen Bezeichnungen der einzelnen Perioden ein wenig anstrengend sein. Das war sicherlich auch das Leben unserer Urahnen, obwohl deren Hauptproblem eher nicht im Auswendiglernen von irgendwelchen Fachbegriffen lag. Wir machen es kurz und beginnen sogar mit etwas Schönem.

 

Bilder

Wer hat noch nicht die Zeichnungen in den Höhlen von Lascaux oder Altamira bewundert? Vielleicht nicht vor Ort, aber in sehr vielen Schul- und Geschichtsbüchern. Herausragende, noch heute beeindruckende Bilder vornehmlich von Wildpferden, Wildrindern und Wisenten, vereinzelte auch von Mammuts, Löwen, Nashörnern, Füchsen, Antilopen, Ziegen, Wildschweinen, Hyänen, Wölfen, auch abstrakte Gitter- oder mäandernde Muster. Alles findet sich an den Wänden, aber so gut wie keine Abbildungen von Menschen. Die mit Holzkohle, Rötel, schwarzer Manganerde und getöntem Ocker gefertigten Kunstwerke sind 20.000 bis 35.000 Jahre alt. Damit gehören sie allerdings nicht unbedingt zu den ältesten Kunstwerken der Menschheit. In Indonesien finden sich beispielsweise Felsmalereien von Warzenschweinen, genauer Sulawesi-Pustelschweinen, die mindestens 45.500 Jahre alt sind. Aber auch hier keine Bilder von Menschen. Nun, wenn wir die Wahl hätten, ein Sulawesi-Pustelschwein oder unseren Nachbarn zu zeichnen, müssten wir auch nicht lange überlegen. Insofern sollte uns die Abwesenheit von Portraits nicht zu sehr wundern.

 

Das Zeitalter der ersten Künstler begann bereits im mittleren Abschnitt der Altsteinzeit, dem Mittelpaläolithikum

 

Jungalt? Altalt? Begriffe, Epochen, Industrien

Das führt jetzt wieder zu einem kleinen Exkurs in die Welt der Begrifflichkeiten, die wir eigentlich gar nicht so sehr in den Mittelpunkt stellen wollen. Aber ebenso wie bei der Betrachtung der Erdgeschichte sollten wir uns einen kurzen Blick gönnen. Vielleicht fragt Dich Herr Jauch in der nächsten Sendung danach, da möchte man ja schon gewappnet sein.

 

Es beginnt wenig überraschend mit der Altsteinzeit oder dem Paläolithikum, das sich wiederum in Alt-, Mittel- und Jungpaläolithikum untergliedert. Das Jungpaläolithikum ist also die Jungaltsteinzeit. Manchmal klingt es mit Fremdwörtern doch besser.

 

In diesen Epochen gab es jeweils unterschiedliche »Industrien«. Damit sind keine professionell und systematisch organisierten Fertigungsstätten gemeint, sondern typische Werkzeuge und Kunstgegenstände. Die Namensgebung folgt dann in der Regel einem wichtigen Fundort.

 

Altpaläolithikum

Das Altpaläolithikum, also die Altaltsteinzeit, beginnt mit dem Gebrauch von Steinwerkzeugen vor gut zweieinhalb Millionen Jahren. Dort beginnt es mit dem Oldowan, benannt nach in der Olduvai-Schlucht in Tansania gefundenen grob behauenen Steinen zum Schlachten von Tieren und zur Holzbearbeitung. Das war die Zeit des Homo rudolfensis. Ich wollte diesen netten Kerl einfach nochmal erwähnen.

Es folgt im Altpaläolithikum das Developed Oldowan und zwischen 1,7 Millionen und 250.000 Jahren das nach Saint-Acheul bei Amiens benannte Acheuléen. Aus dieser Zeit stammen zweiseitig bearbeitete Faustkeile und Speere. Zudem lernte der Mensch das Feuer zu beherrschen. Feuerstellen finden sich meistens im Freien, aber auch in Höhlen.

 

Mittelpaläolithikum

Das Mittelpaläolithikum definiert sich durch die Nutzung asymmetrischer Faustkeile und begann etwa vor 125.000 Jahren, es war das Zeitalter des Neandertalers.

In der Epochengeschichte der Industrien finden wir hier das sich über die lange Zeit von vor 300.000 bis 30.000 Jahren erstreckende Moustérien, in dem es bereits Kompositgeräte, also Werkzeuge oder Waffen aus mehreren Bauteilen gegeben hat. So konnte beispielsweise eine Steinspitze auf einen Schaft aus Holz oder Knochen gesetzt und mit Birkenpech und Bändern aus Fasern miteinander verbunden werden. Erste Funde gab es in Le Moustier in der Dordogne.

 

Gegen Ende vor 60.000 bis 40.000 Jahren entwickelte sich zeitlich überlappend das Micoquien, das sich durch Keilmesser, Blattspitzen und Fäustel auszeichnet. Wie Du aus den vielen Akzenten leicht ableiten kannst, finden sich viele der entsprechenden Fundorte in Frankreich. Auch hier gibt es wie bei den Eiszeiten abweichende Namensgebungen. Das Micoquien wird neben dem Fundort La Micoque, ebenfalls in der Dordogne, nach einer Fundstelle in der Nähe des polnischen Pradnik auch Pradnikien genannt. Und natürlich sind auch hier die Zeitangaben je nach Funden und ihren Interpretationen variabel.

 

Jungpaläolithikum

Vor etwa 35.000 Jahren begann mit der Ausbreitung des Homo sapiens das Jungpaläolithikum, in dem lange, schmale Klingen auftauchten. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Kunstwerke und die ersten Funde von aufwändigeren Bestattungen.

 

Das Jungpaläolithikum beginnt auch wieder akzentbesetzt mit dem Châtelperronien, der letzten Werkzeugkultur der Neandertaler, und dem Aurignacien. Es wurden verstärkt Werkzeuge aus Feuerstein hergestellt und es gab die ersten Objekte, die man als Kunst bezeichnen kann. Der zwischen 35000 und 41000 Jahre alte Löwenmensch aus dem Hohlenstein-Stadel auf der Schwäbischen Alb ist ein herausragendes Beispiel. In dieser Periode entstanden auch die eingangs erwähnten Bilder von Lascaux und Altamira. Schmuckgegenstände wie durchlöcherte Muschelschalen hatte es schon länger gegeben. Flöten aus Schwanenknochen zeigen, dass auch die Musik ihren Anteil an der kulturell-künstlerischen Entwicklung des Menschen hatte.

 

Die Waffentechnik entwickelte sich mit Bumerang, Schleuder und Pfeil und Bogen weiter. Der Homo sapiens unterschied sich dabei vom Neandertaler insbesondere auch dadurch, dass er seine Produkte auch vermehrt aus anderen Materialien als Holz und Stein wie beispielsweise Knochen herstellte. Man hat aber in Südfrankreich auch Überreste von Schnüren gefunden, die Neandertaler aus der Innenseite der Rinde von Nadelbäumen hergestellt haben. Ganz dumm waren die Kollegen also auch nicht. Wahrscheinlich war zeit- und artenübergreifend Holz der meistgebrauchte Werkstoff, es haben sich davon nur keine Überreste erhalten. Wir könnten also besser von der Holz- also von der Steinzeit sprechen, wollen aber die ganze Last der Umbenamsung nicht auf uns nehmen. Ich hoffe auf Dein Verständnis.

 

Es bildeten sich zunehmend die Fähigkeiten heraus, die wir im Rahmen der kognitiven Revolution kennen gelernt haben, also insbesondere das abstrakte Denken, die Sprache und das vorausschauende Planen in Gruppen. Daraus entstand eine überlegene Innovationskraft und es entwickelte sich der Symbolismus, der zur Kunst und zu kulturell verbindenden Riten führte. Welchen Glauben die Menschen hatten, ob es schon so etwas wie Götter gab, ob Tier- und Pflanzenwelt als beseelt empfunden wurde, das ist alles unbekannt und lässt sich aus den archäologischen Funden nicht ableiten.

 

Die Folgeperioden wollen wir wieder nur kurz benennen, ohne tiefer in die genauen Unterschiede einzusteigen. Es beginnt vor 28.000 bis 22.000 Jahren mit dem Gravettien, in dem erstmals Behausungen nachgewiesen werden konnten. Aus dieser Zeit stammt die Venus von Willendorf, eine eher adipös anmutende Frauengestalt, mit großen Brüsten und großem Kopf und lockigem, ins Gesicht fallenden Haar. Manche deuten sie - und einige andere Frauenidole aus dieser Zeit – als Fruchtbarkeitssymbol in schwieriger werdenden Zeiten, als die Nahrung aufgrund einer Kaltzeit knapper wurde und die Bevölkerungszahlen in Europa sanken.

 

Auf das Gravettien folgt das Solutréen vor 22.000 bis 17.000 Jahren, diesmal nach dem Fundort Solutré-Pouilly im Burgund, ausnahmsweise also mal nicht die Dordogne, benannt. Das Solutréen ist durch bis zu 40 Zentimeter lange blattförmige Speerspitzen charakterisiert. Danach finden wir das bis 12.000 vor unserer Zeit datierte Magdalénien, in der die Speerschleuder erfunden wurde, aber auch Bohrer, Pfrieme und Ahle. Der namensgebende Fundort, die Höhle La Madeleine, liegt zur Beruhigung aller übrigens wieder in der Dordogne. Spätestens in dieser Zeit wurde wohl auch der Hund domestiziert. Manche Forscher datieren den Zeitpunkt auch früher, etwa vor 25.000 bis vor 40.000 Jahren.

Beachte die Länge der Perioden. Sie werden immer kürzer, die Entwicklung beschleunigt sich also deutlich, auch wenn wir immer noch in Zeiträumen von vielen tausend Jahren unterwegs sind.

 

Humor in der Steinzeit

Hinweisen wollen wir aber noch auf die Höhle von La Marche bei Lussac-les-Châteaux im Department Vienne in Südwestfrankreich, wo sich im Gegensatz zu den Bildern aus Lascaux oder Altamira 155 Ritzzeichnungen von Menschen, die dem Magdalénien zugeordnet werden. Einige dieser Bilder könnten wir durchaus auch als Karikaturen durchgehen lassen. Der Gedanke, dass unsere Ahnen einen Sinn für Humor hatten, ist doch schön.

 

 

Mesolithikum und Neolithikum

Die folgende Mittelsteinzeit, das Mesolithikum, begann mit der Wiederbewaldung nach der Eiszeit etwa vor 11.700 Jahren. Aus dieser Zeit findet man Mikrolithen, also kleinere Pfeilspitzen. Da ja die großen Landtiere ausstarben, brauchte man die schweren Waffen immer weniger.

 

Als Jung- oder Neusteinzeit, also Neolithikum, bezeichnet man die Periode, in der der Mensch sesshaft wurde, die Zeit der sogenannten Neolithischen Revolution. Wir kommen darauf zurück.

 

Die Phasen überlappten sich, Mesolithikum und Neolithikum beginnen im Grunde im gleichen Zeitraum, aber an unterschiedlichen Orten. Im Nahen Osten begann die Jungsteinzeit bereits vor 11.700 Jahren, also in der Zeit, in der man in Mitteleuropa gerade den Schritt in die Mittelsteinzeit ging. Hier war es erst vor ca. 7.500 Jahren so weit, dass der Mensch nicht mehr nur Jäger und Sammler war, sondern Bauer wurde. Ausweis dieses Schrittes ist die Entwicklung der Linienbandkeramik. Die Entwicklung der einzelnen Keramik-Stile hier mit aufzunehmen unterlasse ich. Das mag sträflich sein, aber wir wollen ja auch vorankommen.

 

Bevor wir uns mit dem nächsten wichtigen Schritt in der Menschheitsgeschichte, dem Schritt vom Jäger und Sammler zum sesshaften Bauern beschäftigen, wollen wir noch kurz auf die Lebensweise der nomadisierenden Steinzeitler schauen.

 

Schöner Wohnen

Wie haben sie nun gelebt, die Menschen in der Steinzeit, die Jäger und Sammler? Das zeigt uns beispielhaft ein Fundplatz in Gönnersdorf in Rheinland-Pfalz aus dem Magdalénien. Vor 15.500 Jahren lebten unsere Vorfahren in Zelten, die durchaus acht Meter im Durchmesser, bei einer angenommenen Kreisform nach der bekannten Formel Pi mal Daumen also etwa fünfzig Quadratmeter groß waren. Die Feuerstellen befanden sich davor. Zum Kochen wurden mit Leder oder Tiermägen ausgekleidete Gruben genutzt, in die erhitzte Steine gegeben wurden. Bei Dauerregen blieb die Küche wahrscheinlich eher kalt. Vielleicht hatte Oma ja vorgekocht und man konnte noch ein wenig an der leckeren Pferdekeule knabbern. Auch für Beleuchtung war gesorgt. In Aushöhlungen von Schieferplatten wurden Dochte und Tierfett gegeben. Auf dem Speiseplan stand viel Fleisch, vornehmlich Pferd und Rentier. Die Menschen folgten den Herden und versuchten sie, wie beschrieben, in enge Schluchten oder an Abhänge zu treiben. Durch die Speerschleudern war man aber auch in der Lage, aus einiger Entfernung einzelne Tiere gezielt zu erlegen. Wir ersparen es uns an dieser Stelle, die Stellungnahme führender Ernährungsexperten einzuholen, die sicherlich die fleischlastige Ernährung unserer Vorfahren kritisieren und die möglichen Defizite hinsichtlich der Omega-3-Fettsäuren thematisieren würden. Wir würden sie damit trösten, dass es sicherlich auch längere Phasen rein pflanzlicher Ernährung gegeben haben dürfte, wenn die Wildtiere gerade mal nicht Fangen spielen wollten. Wir beschäftigen uns lieber auch nicht näher damit, dass es nachweisliche Spuren von Kannibalismus gab, insbesondere am Ende der letzten Eiszeit - beispielsweise auch in der Brillenhöhle auf der Schwäbischen Alb. Die bis zu 150.000 Kalorien, die ein menschlicher Körper liefern kann, sicherten im Zweifel das Überleben.

Allerdings werden auch feste Siedlungen Jäger- und Sammlerkulturen zugeschrieben. Die mit etwa 8000 Jahren noch relativ junge Siedlung Amnaya zwischen dem Ural und dem Jenessei in der Taiga gelegen, bestand aus von einer Holzpalisade und mindestens drei Wallgräben umschlossenem Fort mit zehn größeren Gebäuden sowie zehn weiteren Gebäuden, die ungeschützt davor lagen. Vielleicht haben die Bewohner allerdings irgendeinen versprengten Irrläufer aus Mesopotamien aufgegriffen, der ihnen von Häusern und solchen Dingen erzählt hat. Dort war man allerdings auch nicht viel früher unterwegs.

Auch nördlich des Schwarzen Meeres sind aus dieser Zeit größere Siedlungen mit bis zu 15.000 Bewohnern der sogenannten Cucuteni-Trypillia-Kultur nachgewiesen. Die Menschen bauten Erbsen an, die sie mit dem Mist des ebenfalls gehaltenen Viehs düngten. Es ist schon erstaunlich, was Forscher aus den Knochen ableiten können. Wir wollen uns ja auch gesünder ernähren, damit die Leute, die in 8.000 Jahren unsere Überreste finden, nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

 

Beziehungskisten

Unterschiedliche Meinungen gibt es, ob der Mensch damals bereits in monogamen Beziehungen gelebt hat oder ob es eher zuging wie in einer Hippie-Kommune der 1968er Jahre. Diese Frage ist schlechterdings nicht zu beantworten. Warum? Zur Beantwortung hilft ein Blick auf die Anzahl und die Art und Weise, wie die Menschen damals lebten. Es gab zu dieser Zeit etwa fünf bis acht Millionen Menschen auf der Erde. Zum Vergleich: In Irland leben heute etwa 5,2 in der Schweiz etwa 8,4 Millionen Menschen. Das nannte sich damals Weltbevölkerung. Die ganze Welt voller Schweizer - ein zumindest gewöhnungsbedürftiger Gedanke. An die möglichen Konsequenzen für die Sprachentwicklung wollen wir gar nicht denken.

 

Schätzungen sagen, dass kurz vor der Kolonialisierung durch Großbritannien in Australien Ende des 18. Jahrhunderts etwa 500.000 Jäger und Sammler in etwa 400 Stämmen lebten – wobei die Spannbreite dieser Schätzung bei 40 bis 50 Prozent liegen mag. Wenn wir uns an die Größenordnung von 150 Menschen erinnern, die aufgrund der Entwicklung der Sprache in einem Verbund leben konnten, stimmt zumindest das Verhältnis.

Diese Stämme der Aborigines hatten ganz unterschiedliche Formen des Zusammenlebens entwickelt. Es gab streng patriarchalische Stämme und es gab Gruppen, in denen die Frauen das Sagen hatten. Bei den einen wurde der Zusammenhalt über familiäre Bindungen, bei den anderen über gemeinsame Mythen und Riten definiert. Auch moderne Anthropologen finden bei den Jägern und Sammler-Stämmen, die es im Amazonas-Becken und anderen für den sofaaffinen Mitteleuropäer eher unwirtlichen Gegenden gibt, sehr unterschiedliche Formen des Zusammenlebens. Glauben wir an die 150er-Regel und an die Schätzung der Größe der Gesamtbevölkerung der Erde, dann gab es zwischen 30.000 und 60.000 Stämme auf der Welt. Und jeder wird ein wenig anders gelebt haben, abhängig auch, von der Gegend und der Zeit, in der er unterwegs war.

 

Aus Beobachtungen von Gruppen in jüngerer Vergangenheit wird abgeleitet, dass es hinsichtlich der Machthierarchien auch saisonabhängige Regelungen gab. So hätten sich die Cheyenne und Lakota in den Great Plains Nordamerikas Ende des Sommers zu großen Gruppen zur Büffeljagd zusammengefunden, während sie sonst in kleinen, voneinander unabhängigen Gruppen gelebt hätten. Um diesen Zusammenschluss organisiert zu halten und den Jagderfolg nicht zu gefährden, wäre dann so etwas wie eine Polizeitruppe mit absoluter Verfügungsgewalt aufgestellt worden, deren Befugnisse dann allerdings zum Ende der Jagd wieder vollständig erloschen. Wir staunen über soviel Disziplin. Insgesamt können wir also eine hohe Vielfalt erkennen, Föderalismus in seiner Urform sozusagen. Und so wird es monogam und in beide Richtungen polygam lebende Gruppen gegeben haben.

 

Die unterschiedlichen Clans kannten Kooperation und Konkurrenz untereinander. Krieg und Frieden. Auch innerhalb der einzelnen Gruppen wurde sicherlich nicht nur gekuschelt. Bei den Jäger- und Sammlervölkern, die man in den letzten Jahrzehnten erforschen konnte, wurden Alte und Kranke im Zweifel zurückgelassen oder sogar getötet, wenn sie für die gesamte Gruppe hinderlich waren. Egoismus und Überlebenswillen sind keine modernen Erfindungen. Überlege einfach mal, mit welchen unterschiedlichen Menschentypen Du heutzutage umgehen musst. Es waren damals die gleichen, nur eben weniger. Und es gab noch keine Psychoanalyse. Aber das Leben ging dennoch weiter. Erstaunlich.

 

Wenn wir heute auf der Suche nach Hinterlassenschaften aus dieser Zeit eher wenig finden, dann liegt das daran, dass die Jäger und Sammler dort gejagt und gesammelt haben, wo es gerade was zu Jagen und zu Sammeln gab. Es war also eine sehr mobile Gesellschaft und es war wenig effizient, Dinge mit sich herumzuschleppen, die man nicht notwendig brauchte. Die heutigen Minimalisten, Nachfolger von Diogenes, Thoreau oder Gandhi wären begeistert. Und Marie Kondo wäre nicht ganz so erfolgreich.

 

Nächstes Mal wird es ruhiger. Wir setzen uns erstmal.